Michael Barenboim: Beethoven hat Zahnweh
Es ist schon ein Kreuz mit berühmten Eltern. Ob Michael Barenboim damit hadert, weiß man nicht so recht. Sein gesenkter Blick wirkt jedenfalls wenig freudvoll, aber da mag auch eine gute Portion Nervosität im Spiel sein. Die klavierspielende Mama Elena Bashkirova – auch sie Tochter eines Pianisten und dazu noch Überpädagogen – sitzt im Publikum, über Vater Daniel nach all den Hymnen zum 70. noch irgendetwas zu sagen, erübrigt sich.
Nun also steht der 27-jährige Michael vor den Münchner Philharmonikern, die ausnehmend verhalten durch die ersten Takte von Beethovens Violinkonzert steuern, geigt einzelne Orchesterpassagen mit und beginnt seinen Solopart so zaghaft, als wollte er lieber gleich als später im Pulk der Kollegen untertauchen. Was man anfangs noch als besonders feinsinnige Herangehensweise deuten könnte, entpuppt sich schnell als eigentümlich phrasiertes, zahnloses „Je ne sais quoi“, und Lorin Maazel hat Mühe, die Sache am Laufen zu halten, erst recht die zum Jubiläumskonzert der Förderer arg opulent angetretenen Philis phonmäßig einzubremsen.
Da kam die Fünfte gerade recht, um endlich wieder Stoff zu geben. Aber mehr als effektvoll aufgebrezelte Routine mit zuweilen verschliffenen Passagen wurde dann doch nicht serviert. Zum „Licht“ wollte an diesem Abend eh keiner auffahren. Geschweige denn dem „Schicksal in den Rachen greifen“.