Mexikanisches Feuer am Südpol
Rolando Villazón über seine neue CD, Auftritte mit Cecilia Bartoli und Miroslav Srnkas Oper „South Pole“, die bald im Nationaltheater uraufgeführt wird
Die nächsten Wochen in München werden Villazón-Festspiele. Der Mexikaner gastiert ab Sonntag als Werther in Jules Massenets gleichnamiger Oper an der Bayerischen Staatsoper. Dann folgt Anfang Dezember ein Konzert mit Cecilia Bartoli im Gasteig. Und Ende Januar singt er die Uraufführung von Miroslav Srnkas Oper „South Pole“ im Nationaltheater. Und eine neue Scheibe „Treasures of Bel Canto“ ist auch erschienen.
AZ: Herr Villazón, warum singen Sie auf der neuen CD Klavierlieder von Rossini, Donizetti und Verdi in Bearbeitungen?
ROLANDO VILLAZÓN: Viele dieser Stücke habe ich erst mit Klavierbegleitung gesungen. Dann habe ich Lieder von Verdi in den Orchesterfassungen von Luciano Berio gesungen. Das hat mich auf die Idee gebracht, auch andere Lieder arrangieren zu lassen. Die Leute in den Konzerten waren begeistert! Es ist wunderbare Musik, die zu wenig bekannt ist.
Auch Cecilia Bartoli singt bei einem Stück mit.
Ich habe sie gefragt, und sie hat sofort ja gesagt. Danach bin ich mit ihr in Glucks „Iphigénie en Tauride“ in Salzburg aufgetreten. Das war ein Traum! Cecilia ist für mich eine intelligentesten und mutigsten Künstlerinnen im Opernbetrieb.
Was singen Sie in dem gemeinsamen Konzert im Gasteig? So viele Duette für Tenor und Mezzo gibt es doch gar nicht.
Wir bringen den Schluss von Rossinis weniger bekanntem „Otello“ und ein Duett aus „Così fan tutte“. Dazu kommen Arien, auch aus meiner neuen CD. Und natürlich Überraschungen! Die Leute werden glücklich sein.
Davor gibt es noch „Werther“ im Nationaltheater.
Ich liebe diese Inszenierung von Jürgen Rose, in der ich auch schon in Paris aufgetreten bin. Werther ist ein romantischer Liebhaber mit dunklen Zügen. Die Figur hat viele Facetten. Das reizt mich. Außerdem freue ich mich, mit der jungen Mezzosopranistin Angela Brower auf der Bühne zu stehen.
Seltsamerweise gibt es Leute, die diese Oper nicht mögen.
Massenet wurde schon von seinen Zeitgenossen schlecht behandelt. Man nannte ihn „Madame Wagner“: eine doppelte Beleidigung. Natürlich sind die Genre-Szenen dieser Oper etwas heikel: Es ist gute Musik, die aber die Szene braucht. Außerdem mag ich die Oper, weil ich sie in Lyon auch schon selbst inszeniert habe.
Im Januar singen Sie die Uraufführung von Miroslav Srnkas Oper „South Pole“.
Wir haben uns in Paris und Prag getroffen und zusammen überlegt, wie man mit der Stimme erzählen könnte, dass der Polarforscher Robert Falcon Scott erfriert.
Wie wird Erfrieren klingen?
Gesang ohne Vibrato, bestimmte Rhythmen. Lassen wir uns überraschen!
Haben Sie schon einmal eine Uraufführung gesungen?
Samuel Barbers „Vanessa“ und Elliot Carters Liederzylus „A Sunbeam’s Architecture“ waren die modernsten Sachen, die ich bisher gesungen habe. Es ist das erste Mal, dass ich eine Uraufführung mache.
Ihr Kollege Thomas Hampson singt den Amundsen. Gibt es denn ein Duett? Die beiden sind beim Wettlauf zum Pol nie aufeinandergetroffen.
Die ganze Zeit über. Die Oper erzählt die Geschichte als Parallelmontage. Srnka hat viel Ensemblemusik komponiert. Alle Begleiter von Scott sind Tenöre, die von Amundsen singen in Bartion- und Basslage.
Die CD „Treasures of Belcanto“ bei der Deutschen Grammophon. Alle Vorstellungen von „Werther“ sind ausverkauft. Die Uraufführung von „South Pole“ findet am 31. 1. 2016 im Nationaltheater statt. Karten unter Telefon 21 85 19 20, Tickets zum Konzert von Villazón mit Cecilia Bartoli am 3.12. im Gasteig unter Telefon 93 60 93