Mehmet Scholl: „Diese Platte ist besser als Radio“

München - Der Fußball ist nicht sein Leben. Schon auch – aber Mehmet Scholl, der Ex-Bayern-Star, hat da eine weitere Leidenschaft: Indie-Musik. Zum zweiten Mal hat er jetzt bei dem Label Millaphon, das er zusammen mit Till Hofmann und Gerd Baumann betreibt, einen Sampler herausgebracht. Darauf sind, sagt der 45-Jährige: „Lauter Stücke, die bei mir rauf und runter laufen.“
Von der Linie her bleibt sich Mehmet Scholl, der auch schon mal im Live-Club Milla im Glockenbachviertel auflegt, treu: Beständig ist das, was man seine Begeisterung für Indie nennen muss. Ein Gespräch mit einem, der sucht, findet und schwärmt.
AZ: Die große Indiewelle ist ja wieder vorbei, aber Mehmet Scholl ist hängengeblieben, oder?
MEHMET SCHOLL: Die Indie-Szene fasziniert mich schon immer, ich bewege mich fast nur in dieser Musik. Und weil ich außer Bayern 2 (dort hat Scholl auch eine eigene Radiosendung, Anm. d. Red.) kaum Radio höre, bleiben mir die Entwicklungen der Popmusik verborgen, Gott sei Dank. Ich gehe dafür lieber auf viele Konzerte.
Erzählen Sie uns ein tolles Konzerterlebnis!
Als ich die Future Islands zuletzt in Berlin gesehen hab. Da kommt dieser Typ (Sänger Samuel T. Herring, Anm. d. Red.) auf die Bühne, der aussieht wie eine Mischung aus Morrissey und einem Klempner – und packt die komplette Halle ein. Zwei Stunden lang. Am nächsten Morgen bin ich aufgestanden und mir haben die Waden weh getan.
Und das bei Fußballer-Waden. Welcher Tanzstil war das?
Anscheinend bin ich so viel gehüpft. Das weiß ich aber nicht mehr so genau. Aber ich hüpfe glaube ich eher, als dass ich tanze.
Was muss Indie-Musik haben, damit der Song Sie packt?
Echtheit, Leidenschaft, auch mal Verzweiflung. Wenn Musik so wuchtig ist, so happy und unbedingt gefallen will, da steig ich schon aus.
Aber Indie-Bands wollen doch auch gefallen?
Aber es taugt mir eher, wenn man auch mal eine Enttäuschung hört. Und auf der CD sind viele Bands, die eine größere Aufmerksamkeit verdient haben, aber von den Radios erfolgreich ignoriert werden. Und diese Enttäuschung darf man auch hören.
Ein melancholischer Sampler?
Nein, ich hab dieses Mal auch Stücke drauf, die ich auf anderen Samplern so noch nicht hatte. Welche, die gute Laune machen und zwar für einen langen Zeitraum. Hübsche Stückchen nutzen sich oft relativ schnell ab – die aber nicht. Und das, obwohl die Stücke so intensiv sind.
Sind es für Sie Stücke, die Sie mit persönlichen Erlebnissen verbinden?
Viele davon, ja. Zum Beispiel Cristina von Teleman. Da hab ich erst gedacht, das sei ein Scherz, so kann man doch nicht singen. Dann hab ich die Band live gesehen im Strom, das hat wirklich Spaß gemacht und dann hab ich gemerkt, wie man in dem Song immer neue Sachen entdecken kann, in dem man völlig versinkt. Das war dann auch das erste Lied, das ich morgens bei der WM in Brasilien gehört hab. Frühstücken, an den Strand, und dann angehört. Was für ein Moment.
Haben Sie dann nach Momenten ausgewählt, was auf den Sampler kommt?
Ich habe die meisten Bands live gesehen. Dann haben wir mit Millaphon die Bands angeschrieben und gefragt, ob sie mit den jeweils anderen auf der Platte sein wollen. Und die allermeisten haben geantwortet: Na klar sind wir dabei – aber wer ist Mehmet Scholl?
Mehmet Scholl: Miss Milla 2