Meat Loaf - einfach nahrhaft
Meat Loaf und die ganz große Oper – weil’s ja angeblich die Abschiedstournee ist, noch ein Extra-Pfund drauf auf Kitsch, Pathos und hehre Gefühle, so dass man kaum noch zum Atmen kommt. Knapp 8000 Fans feierten in der Olympiahalle den wuchtigen Sänger mit der markanten Stimme, der mit dem Album „Bat Out Of Hell” seit 1977 weltweit 45 Millionen Tonträger verkauft hat, und der immer noch von diesem Werk zehrt wie das Eichhörnchen von seinen Wintervorräten. Klar, dass es im Mittelpunkt einer Farewell-Tournee stehen muss.
Videoeinspieler von ehemaligen Weggefährten wie Jim Steinman oder Todd Rundgren berichten vom Schöpfungsprozess dieses Rock-Opus, wilde Fotoschnipsel-Jagden auf der Leinwand heizen das Tempo an, eine riesige Fledermaus mit blutroten Augen bedroht das Szenario, später kommen noch weitere Puppenspiele zum Einsatz. Licht, Sound – alles vom Feinsten, und dazu dann Hits wie „You Took The Words Right Of My Mouth”, „Heaven Can Wait”, „Two Out Of Three Ain’t Bad”, „Paradise By The Dashboard Light” und etliche mehr.
Jeder einzelne von ihnen eine Mini-Oper mit zahllosen Unterabteilungen. Und mit einer Unzahl von Ideen, die bei anderen Künstlern für etliche Titel mehr herhalten müssen. Meat Loaf halt: dicht, opulent, nahrhaft. Aber Gott sei Dank immer auch mit einem gewissen selbstironischen Augenzwinkern.
Doch der Rock-Heldentenor von einst kann nicht mehr so, wie er gerne möchte. Kein Problem, dass er aufgrund einer Knieoperation immer noch ein bisschen hinkt, aber manchmal versingt er sich einfach, vergreift sich kurzfristig auch mal in der Tonart. Gut, dass seine geniale Co-Sängerin Patricia Russo ihn immer wieder auf die rechte Spur setzt.
Und zur großen Oper gibt’s immer wieder auch großes Theater, bis hin zu Tränen der Rührung über sich selbst: „Danke, dass Ihr einen alten Mann mit 65 bei Euch noch mal singen lasst.” Nun ja.