Martin Grubinger spielt das Schlagzeugkonzert von Bruno Hartl
Auch auf diesen Seiten wurde schon öfter ein Mehr an Jugendarbeit beim Orchester der Stadt angemahnt. Vom Guten kann es natürlich nie zuviel geben. Aber es ist eine beachtliche Leistung, am Tag nach einem Jugendkonzert die Philharmonie noch einmal mit 2000 Menschen zu füllen, die nicht zum Kernpublikum der Münchner Philharmoniker gehören. Respekt!
Natürlich lockte der Star: Martin Grubinger. Der spielte ein Schlagzeugkonzert von Bruno Hartl, dem Solo-Pauker der Wiener Philharmoniker. Es setzt mit einem Knalleffekt ein und beruhigt den Hörer mit einem elegischen Bläsersolo gleich wieder. Dann springt der Solist furios zwischen dem Marimbaphon und einem Dutzend weiterer Schlaginstrumente hin und her.
Herzstück des Konzerts ist der Mittelsatz: Da umspielt der Solist das unablässig wiederholte Motiv des Schellenspielers in der Schlagzeuggruppe des Orchesters. Danach kann eigentlich nichts mehr kommen, aber leider hat Hartl noch ein ziemlich akademisches Finale dazukomponiert, als sei ein Konzert ohne dritten Satz nicht vollständig. So akademisch denken die Wiener.
Handwerkskunst
Als Zugabe holte Grubinger die Schlagzeuger des Orchester nach vorne und spielte mit ihnen einen fetzigen Samba. Der Rest des Abends gehörte dem Orchester. Michail Glinkas Ouvertüre zur Oper „Ruslan und Ludmilla“ ertrank ohne Trennschärfe im grauen Mischklang. Wir bitten dringend um die Wiedervorlage dieses Effektstücks durch den designierten Chefdirigenten Valery Gergiev!
Maurice Ravels Mussorgsky-Bearbeitung „Bilder einer Ausstellung“ lebte von den exzellenten Bläsern des Orchesters. Der Dirigent Eivind Gullberg Jensen fügte nur Routine dazu. Im „Großen Tor von Kiew“ hielt er die Generalpause so lange, bis jede Spannung verpufft war. Man musste sich an die Handwerkskunst der Philharmoniker halten: etwa an das finster-schwarz dräuende Blech in „Catacombae“. Auch wenn wir die Herren schon öfter gelobt haben: Sie sind halt gut.
Am 6. und 7. Juli kehrt Martin Grubinger mit einer Brazilian Salsa Night in den Gasteig zurück. Karten unter Tel. 93 60 93