Marius Müller-Westernhagen in der Olympiahalle: Die Wüstenmaus

Marius Müller-Westernhagen spielte in der Olympiahalle unplugged.
von  Moses Wolff
Marius Müller-Westernhagen in der Olympiahalle.
Marius Müller-Westernhagen in der Olympiahalle. © Jens Niering

Marius Müller-Westernhagen spielte in der Olympiahalle unplugged.

München - Süß schaut er aus, wie ein frischgeschlüpfter Maulwurf mit Sombrero, eine fröhliche Gestalt aus einem hochwertigen Kinderbuch, die jeder liebt und deren Namen jeder kennt: Marius, die gutgelaunte Wüstenmaus.

Sie sitzt munter auf einem Stuhl und spielt mit ebenfalls überwiegend sitzenden Weltmusikern Westernhagen-Klassiker für die ausschließlich aus Westernhagen-Experten bestehenden Fans-Publikum in der Olympiahalle. Er hat es behaglich dort droben auf der Bühne, schmunzelt über seine kleinen launigen Bonmots oder wenn die Zuhörer seine Songs fehlerfrei mitsingen können.

E r ist dabei so sehr in seiner eigenen Welt, dass er, wie es sich für einen ordentlichen Maulwurf oder eine anständige Wüstenmaus gehört, während des zweieinhalbstündigen Konzert die Äuglein nur zwei oder drei Mal kurz öffnet, nämlich dann, wenn seine schöne und ganz in weiß gekleidete Gattin das Duett "Lass uns leben" mit ihm singt oder ein Rowdie ihm eine andere Gitarre umhängt. Er spielt alle Hits, die man sich als langjähriger Fan wünscht: "Sexy", "Geiler is schon", "Freiheit", "Mit 18", "Johnny Walker".

Jeder fühlt sich behaglich, am besten aber Marius, der sich auch nicht zu schade ist, in seinen Zwischenansagen das auszusprechen, was alle denken: Trump ist blöd, Freiheit ist wichtig und Liebe schön.

Es folgt ein Lied gegen die Tyrannei, genüsslich singt er: "Demokratie für alle Menschen, Brüder, Schwestern, Junkies, Prostituierte, Lesben, Schwulen, Frauen, Kinder". Wahr, banal, schön und sehr, sehr lieb. Kein Regisseur hätte ein perfekteres Westernhagen-Konzert gründlicher inszenieren können als der Meister selbst.

Da die Musiker ja bei Unplugged-Konzerten sitzen, ist auch die Arena bestuhlt, aber Marius erlaubt den Besuchern, zwischendurch aufzustehen und zu tanzen, was die dann auch brav machen. Ebenso brav nehmen sie dann wieder Platz, wenn die Ordner sie dazu auffordern.

Und mit Sonne im Herzen gehen alle geordnet raus und freuen sich über einen gemeinsam erlebten süßen Abend mit Marius, der Wüstenmaus.

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