Mariss Jansons dirigiert Schönberg und Mozarts "Requiem"

Mariss Jansons und das Symphonieorchester des BR mit Schönberg und dem Mozart-Requiem im Herkulessaal
Marco Frei |
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Mariss Jansons mit Thomas Quasthoff und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks bei einer Probe im Herkulesssaal.
Peter Meisel Mariss Jansons mit Thomas Quasthoff und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks bei einer Probe im Herkulesssaal.

Auch das Kreieren kluger Programme ist eine Kunst. In München beherrschen sie nur wenige. Jetzt sind der Chor und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks gescheitert, als sie unter Mariss Jansons den „Überlebenden aus Warschau“ von Arnold Schönberg aufführten.

In dem kantatenartigen Orchesterstück für Sprecher und Männerchor reflektiert Schönberg 1947 die grauenvollen Massaker der Nazis im Warschauer Ghetto. Wer diese erschütternde Bekenntnismusik programmiert, muss einen Kontext herstellen, so wie es in den 1970er Jahren der Dirigent Michael Gielen tat. Inmitten der Symphonie Nr. 9 von Beethoven ließ er den „Überlebenden“ Schönbergs erklingen, unmittelbar vor der finalen „Ode an die Freude“.

Damit folgte er Theodor W. Adorno und Thomas Mann, für die die Neunte nach zwei Weltkriegen symbolisch für das Scheitern von Aufklärung und Humanismus stand. Beim BR drehte sich hingegen alles ganz allgemein um den Tod: Auf Schönberg folgte das Mozart-Requiem, in der traditionellen Süßmayr-Vervollständigung. Wie wirkungsvoll wäre es indes gewesen, das Fragment zu spielen, in der das „Lacrimosa“ jäh abbricht, um sofort Schönberg erwachsen zu lassen? Überdies wurde die Bühne zwischen Schönberg und Mozart fast 20 Minuten lang umgestellt, was jedweden Diskurs vollends zerstörte.

Kraftmeierei

Dafür aber gelang Schönberg recht eindrücklich, auch wenn Thomas Quasthoff als Sprecher im Ausdruck etwas monoton und holzschnittartig blieb. Die komplexe rhythmische Metrik des Textes wurde jedoch präzise ausgestaltet. Problematischer war das Solisten-Ensemble im Mozart-Requiem. Das präsente, vibratoreiche Timbre von Bassbariton Adam Plachetka passte gar nicht zur klaren Entschlackung, um die Tenor Mark Padmore bemüht war.

Gegen diese Kraftmeierei hatten auch Genia Kühmeier (Sopran) und Elisabeth Kulman (Mezzosopran) kaum eine Chance. Im Chor war man sich hingegen nicht einig, ob man das „In excelsis“ deutsch oder italienisch aussprechen sollte. Bis zum „Rex tremendae“ regierte im Orchester überdies ein getragenes Legato, als ob ein Originalklang-Pionier wie Nikolaus Harnoncourt nie gelebt hätte: ein enttäuschendes Konzert.  

Ein Video des Konzerts ist bis zum 24. Mai online auf BR Klassik zu sehen

 

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