Mangelnde Kulturpolitik: Ohne Fahrplan
Konzertveranstalter Dieter Semmelmann hat in Berlin ein Lebenszeichen für seine Branche initiiert, das so in Bayern überhaupt nicht denkbar gewesen wäre: 5.000 Menschen in der Berliner Waldbühne, wo normalerweise 22.000 Menschen Platz finden. Der Münchner Kultursommer fand vor maximal 400 Besuchern im Olympiastadion statt.
Und Kunstminister Bernd Sibler nennt die kurzfristige und allein auf die Staatsoper beschränkte Erhöhung der Besucherzahl auf 500 ernsthaft einen "Modellversuch", obwohl es dabei überhaupt nichts zu untersuchen gibt. Jede U-Bahnfahrt bietet mehr Tuchfühlung als ein Theaterbesuch, ohne dass deswegen die Einstellung der Beförderung in Erwägung gezogen wird.
Hoffnungszeichen für private Kulturanbieter gibt es aus der bayerischen Politik keine. Es wird nicht einmal versucht, so zu tun, als habe man eine Idee, oder einen an Infektionszahlen gekoppelten Fahrplan für die Wiederbelebung des Konzertwesens. In der CSU wird nun erneut lauthals nach der Autoprämie geschrien, weil es der Branche schlecht geht. Die Kultur hat dagegen leider auch im Kunstminister keinen starken Anwalt, geschweige denn im Ministerpräsidenten. Untätig warten, bis die Pandemie irgendwann verschwindet, ist für die privatwirtschaftlich geführte Konzertbranche keine Option, sondern ihr Tod.
- Themen:
- Bernd Sibler
- CSU
- Kultur