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Mangelnde Kulturpolitik: Ohne Fahrplan

Kulturredakteur Volker Isfort über die mangelnde Kulturpolitik.
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Konzertveranstalter Dieter Semmelmann hat in Berlin ein Lebenszeichen für seine Branche initiiert, das so in Bayern überhaupt nicht denkbar gewesen wäre: 5.000 Menschen in der Berliner Waldbühne, wo normalerweise 22.000 Menschen Platz finden. Der Münchner Kultursommer fand vor maximal 400 Besuchern im Olympiastadion statt. 

Und Kunstminister Bernd Sibler nennt die kurzfristige und allein auf die Staatsoper beschränkte Erhöhung der Besucherzahl auf 500 ernsthaft einen "Modellversuch", obwohl es dabei überhaupt nichts zu untersuchen gibt. Jede U-Bahnfahrt bietet mehr Tuchfühlung als ein Theaterbesuch, ohne dass deswegen die Einstellung der Beförderung in Erwägung gezogen wird.

Hoffnungszeichen für private Kulturanbieter gibt es aus der bayerischen Politik keine. Es wird nicht einmal versucht, so zu tun, als habe man eine Idee, oder einen an Infektionszahlen gekoppelten Fahrplan für die Wiederbelebung des Konzertwesens. In der CSU wird nun erneut lauthals nach der Autoprämie geschrien, weil es der Branche schlecht geht. Die Kultur hat dagegen leider auch im Kunstminister keinen starken Anwalt, geschweige denn im Ministerpräsidenten. Untätig warten, bis die Pandemie irgendwann verschwindet, ist für die privatwirtschaftlich geführte Konzertbranche keine Option, sondern ihr Tod.

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  • Der wahre tscharlie am 05.09.2020 16:45 Uhr / Bewertung:

    Super Kommentar!
    Als ich die Pressekonferenz von Söder/Dobrinth vor der Klausurtagung diese Woche sah, hörte man auch nur, Autoprämie, Zukunftstechnologie und Wirtschaftstandort Bayern im allgemeinen.
    Kein Wort über die Pflegekräfte/Krankenschwestern. Kein Wort zu Kultur im allgemeinen, zu Theater, Konzerten.
    Aber Autos sollen gekauft werden. :-D Man hat den Eindruck, die CSU hält den Bürger für bescheuert. Aber wie heißt es so schön, irren ist männlich.

  • am 08.09.2020 07:22 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der wahre tscharlie

    Und kein Wort zu den Amateursportarten, dieser fast schon emphatielose Typ arbeitet Bayern auf. Laschet hat ihm gottseidank den Rang abgelaufen.

  • hänschenmaier am 05.09.2020 08:41 Uhr / Bewertung:

    Vielen Dank an Herrn Isfort für diesen treffenden Kommentar. Wer einmal am HBF zum Zug muss, oder im Untergeschoss zur S-Bahn geht, muss einen Veitstanz aufführen, um den vielen Menschen auszuweichen. Ich habe das Gefühl, der Herr Ministerpräsident und sein Kunstminister nehmen die Kultur als Geißel, um zu demonstrieren, wie hart sie durchgreifen, um die Menschen angeblich zu schützen. Das ist in meinen Augen nur lächerlich und höchst ignorant.

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