Lenny Kravitz: Mit "Raise Vibration" zurück in den Rock-Olymp?

Lenny Kravitz ist mit seinem elften Studio-Album "Raise Vibration" zurück. Darauf kümmert er sich wenig um Konventionen, leistet sich aber auch ein paar Fehltritte.
von  (rto/spot)

In den 90er- und frühen 00er-Jahren war Lenny Kravitz (54) auf dem Zenit seines Schaffens. Mit Songs wie "It Ain't Over 'til It's over", "Are You Gonna Go My Way", "Believe In Me" und dem Mega-Hit "Fly Away" feierte er große Erfolge. Doch danach rutschte er mit jedem weiteren Album ein wenig in die Bedeutungslosigkeit ab. Kravitz wurde immer mehr zu einem dieser alten Rockstars, die eben noch da sind, musikalisch aber nicht mehr allzu viel zu sagen haben. Der Beweis dieser These: Die halb leeren Arenen seiner Europa-Tour im Mai.

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Erst sein letztes Album "Strut" versprühte wieder eine gewisse Frische und Leichtigkeit. Dennoch: Nach 30 Jahren im Geschäft fiel Kravitz in eine kleine Sinnkrise. "Es fühlte sich einfach nicht mehr richtig an", sagte der 54-Jährige dem "Rolling Stone" kürzlich. Doch anstatt mit seinem nun elften Album "Raise Vibration" mit den ganzen hippen, zurzeit angesagten Produzenten zusammenzuarbeiten, entschied sich Kravitz dazu, allen Erwartungen eine Absage zu erteilen und das zu tun, worauf er Lust hat.

Kravitz zelebriert seine Songs

So kümmert sich Kravitz auf "Raise Vibration" wenig um Konventionen. Er lässt sich viel Zeit, um seine Songs aufzubauen. Nur ein einziges der zwölf Stücke kommt am Ende unter der Vier-Minuten-Marke ins Ziel. Sonst haben viele Kompositionen eher den Vibe einer Jam-Session. Das funktioniert beim Eröffnungstrio richtig gut, auch wenn man - wie beim Opener "We can all get it together" - ein wenig Geduld mitbringen muss, bis die Songs ihre ganze Klasse entfalten.

Weniger gut geht das Konzept im zweiten Viertel auf. Der Titeltrack klingt zunächst interessant, später dann völlig ziellos und die beiden darauffolgenden Balladen "Johnny Cash" (eine Hymne an Kravitz' verstorbene Mutter) und "Here to Love" sind dann doch sehr schmalzig, ziehen sich unnötig in die Länge und sind textlich doch ziemlich, ziemlich flach.

In der zweiten Hälfte packt Kravitz zwar keine lyrisch wertvollen Ergüsse mehr aus, dafür aber noch einige richtig gute Songs wie das nach vorne gehende "The Majesty Of Love" oder die leicht funkige Nummer "Gold Dust". Unterm Strich bleibt ein gutes Album mit ein paar Durchhängern, das mit Sicherheit nicht an alte Glanztaten anknüpfen wird, aber dennoch Laune macht.

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