Leif Ove Andsnes und Gustavo Gimeno mit Schumann und Mendelssohn
Gegenwärtig ist es Mode (oder Masche?), Romantisches zu säuseln. Robert Schumanns Klavierkonzert ist neben den Violinkonzerten von Beethoven und Brahms dafür besonders anfällig: Da folgt auf die Akkordschläge rasch eine zarte Episode, die von fast allen Interpreten zergliedert und durchgekaut wird.
Leif Ove Andsnes macht Schumann nicht zum säuselnden Damenprogramm. Das ist ungemein erfrischend. Er spielt kraftvoll und prägnant, aber ohne jede Kraftmeierei. Der Norweger gibt dem Konzert sein Ungestüm zurück – mit Feuer und Schwung. Wenn Andsnes das Tempo zurücknimmt, dann nur, um nach einer kleinen Stauung wieder einen klaren Fluss der Musik zuzulassen. Der letzte Satz rauschte schwungvoll dahin, ganz dem Leben zugewandt.
Als Zugabe folgte ein düsteres Nocturne von Chopin. Am Anfang des Konzerts stand Carl Maria von Webers „Freischütz“-Ouvertüre. Die vier Hörner der Münchner Philharmoniker tönten romantisch, die Solo-Klarinette sorgte für das Drama. So farbig und natürlich machte dieses Stück viel Lust auf eine einst viel gespielte, aber seit einer Ewigkeit auf Münchens Bühnen unsichtbare Oper.
Durch die „Schottische“ von Felix Mendelssohn Bartholdy brausten die Musiker nicht ganz so naßforsch wie kürzlich das Bayerische Staatsorchester unter Kirill Petrenko. Gustavo Gimeno glückte ein Mittelweg zwischen kühlem Klassizismus und sämiger Breitwand-Romantik. Jugendfrisches Kraftspiel dominerte. Der Dirigent unterband sehr geschickt den Rumpel-Klang, der sich in diesem Fall im Gasteig leicht einstellt. In der Coda des letzten Satzes hätte etwas mehr Espressivo nicht geschadet.
Trotzdem: Ein Spanier mit Gefühl für deutsche Romantik. Fast möchte man von einem kleinen Wunder sprechen.