Leicht entflammbar

Zaz, französische Strassenmusikerin und rasante Aufsteigerin , eroberte auch die deutschen Fans durch ihre Konzerte – heute erscheint ihr zweites Album „Recto Verso“
Steffen Rüth |
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Die ehemalige Musikstudentin, Cabaret-Sängerin und Straßenmusikerin Zaz verkaufte von ihrem gleichnamigen Debütalbum (2011) in Deutschland fast eine halbe Million Stück verkaufte und wurde in Frankreichfast schon zum Nachwuchsnationalheiligtum. Heute erscheint ihr neues Album „Recto Verso“ (Sony), erneut ein wilder Ritt auf Stilen wie Swing, Pop, Chanson, Folk, garniert mit der ihr eigenen Ausgelassenheit.

AZ: Was hat der Albumtitel für eine Bedeutung?

ZAZ: „Recto Verso" heißt so viel wie „alles hat zwei Seiten“. Das beschreibt mich ziemlich gut, denn ich bin ein Mensch voller Widersprüche und Grautöne. Ja oder nein, schwarz oder weiß – diese klaren Kategorien funktionieren bei mir nicht. Ich drücke auf dieser Platte unheimlich viele unterschiedliche Stimmungen aus. Einige Songs sind einfach sehr optimistisch, andere gar nicht. „J'ai tant escamoté“ zum Beispiel handelt von Abhängigkeiten aller Art und den Folgen, die sie für dich haben können, nämlich Leid und Tod.

Was ist denn Ihre Sucht?

Zigaretten. Ich habe gerade wieder aufgehört zu rauchen.

Wann genau?

Gestern abend. Ich höre ungefähr einmal pro Woche auf. Zwei Tage später werde ich wieder rückfällig. Der Vorteil des Rauchens ist, dass es mich etwas ruhiger macht. Rauche ich nicht, spreche ich noch schneller. Ohne Kippen habe ich eine unfassbare Energie und weiß nicht, wohin mit ihr. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich immer und überall Kaffee trinke. Kaffee ist meine zweite Sucht, und die muss bleiben. Kaffee ist super.

Hat das Rauchen Ihrer Stimme geschadet?

Nö, das macht meiner Stimme nichts. Ich habe letztes Jahr sogar sechs Monate ohne geschafft, bevor ich auf den Mont Blanc raufgeklettert bin. Dafür wollte und musste ich nämlich wirklich fit sein. Das war so ein Fernsehspecial, ein Dokumentarfilm. Oben auf dem Gipfel habe ich „Je veux“ gesungen, drei Mal, eine Drohne hat das gefilmt. Wir haben drei Tage für den Aufstieg gebraucht, das war so an der Grenze zwischen einer krassen Wanderung und Bergsteigen. Ich bin ja keine gelernte Bergsteigerin, aber ich bin schrecklich neugierig, deshalb ließ ich mich darauf ein.

In Sibirien haben Sie auch schon ein Konzert gespielt.

Genau, das ist schon eine Weile her. Mich treibt die Lust auf Abenteuer, und Sibirien war natürlich ein Superabenteuer. Als nächstes spielen wir Konzerte in Lateinamerika, das wird auch toll. Anschließend würde ich gerne nach Tibet reisen, und ich träume nach wie vor davon, endlich auf den Mond zu dürfen.

Entspannen Sie eigentlich jemals?

Nein, nie. Das ist ein Problem. Das Konzept des Ausruhens habe ich noch nicht richtig verinnerlicht. Ich bin ein sehr dynamischer Mensch. Die letzten drei Jahre waren extrem reichhaltig für mich, ich will ja auch nichts verpassen und habe sehr viel erlebt, sehr viel mitgenommen. Eines Tages werde ich mich ausruhen, versprochen. Bis dahin sauge ich auch jenseits von Bühne und Aufnahmestudio und Interviews viele neue Eindrücke auf, wie ein Schwamm.

Ihr Song „Gamine“ heißt „Göre“. Charakterisiert Sie der Begriff?

Es geht darum, dass man oft nicht das bekommt, was man will und dann das nehmen muss, was man bekommt. Die Göre macht das, was sie will und nicht das, was sie soll. Ich bin oft eine Göre. Ich bin leicht entflammbar und sehr leidenschaftlich - im Guten wie im Schlechten. Manchmal kann ich mich bremsen, manchmal nicht. Ich kann auch super streiten. Ich bin keine Frau, die auf den Mund gefallen ist.

Mittlerweile haben Sie Millionen verdient. Was machen Sie mir dem Geld?

Ich engagiere mich stark im „Mouvement Colibris“, das ist eine Organisation, die das Gesellschaftssystem in Frankreich umkrempeln möchte.

Oje.

Ich weiß, das ist kompliziert. Grob gesagt: Was eine Montessori-Schule für Schulkinder ist, das will Colibris für die gesamte Gesellschaft sein. Es geht um einen Umbau im Sinne der Menschen, um die Förderung von Kreativität und auch darum, die Erde zu respektieren, zu schützen und zu erhalten.

Das Zaz-Konzert am Sonntag im Freiheiz ist ausverkauft, aber Zaz spielt auch am 8. Juli auf dem Tollwood-Festival

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