Lang Lang spielt Mozart und Chopin - die AZ-Kritik

Garantiert keine Langeweile: Der chinesische Pianist Lang Lang mit Sonaten von Mozart und den vier Balladen Chopins in der ausverkauften Philharmonie am Gasteig
Robert Braunmüller |
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Garantiert keine Langeweile: Der chinesische Pianist Lang Lang mit Sonaten von Mozart und den vier Balladen Chopins in der ausverkauften Philharmonie am Gasteig

Gibt’s eigentlich den Verein für deutliche Aussprache noch, den Franz Josef Strauß einst gründen wollte? Falls ja, sollte dem Pianisten Lang Lang dringend die Ehrenmitgliedschaft angetragen werden. Der redet auf dem Klavier so Fraktur, dass man auch noch in der letzten ausverkauften Gasteig-Reihe versteht, was er meint. Und auf dem voll besetzten Podium sowieso.

Der 31-jährige Chinese begann mit dem technisch Leichtesten und interpretatorisch Schwersten: Vor der Pause nahm er sich die drei Mozart-Sonaten KV 283, 282 und 310 vor: mit freiem, in den Kopfsätzen zurückhaltendem Tempo und einer Rhetorik, so bildhaft wie beim Großen Vorsitzenden. Und wie dieser steht er in jedem Takt zu dem, was er sagt.

Effektvoll und irritierend

Lang Lang spielt Mozart mit den Bäsle-Briefen des Komponisten im Hinterkopf: ganz ohne das klassische Ebenmaß, die apollinische Gelassenheit und das nun wirklich altmodisch gewordene Klavierabend-Weihestunden-Getue. In den schnellen Sätzen sprang sein Mozart schon mal auf den Tisch und schnitt Grimassen, um zwischendrin in Melancholie zu verfallen. Das alles stößt bisweilen vor den Kopf, aber langweilig ist es auf keinen Fall. Schade allerdings, dass er die meisten Wiederholungen wegließ.

So erfrischend Lang Langs Mozart sein kann, so irritierend ist sein Chopin. Die vier Balladen bürstete er leider sehr vordergründig auf Effekt. Muss wirklich die noble Kantilene am Ende der dramatischen Steigerung von op. 23 durch Temporückungen zum Schlager werden? Natürlich gab es auch viel Gelungenes, wie den plötzlichen Abbruch der Melodie in der zweiten Ballade. Aber Lang Lang neigt zur populistischen Übertreibung und lässt in seinem Klavier-Regietheater statt Lohengrin lieber gleich Batman in 3D auf die Bühne springen.

Aber halt! Lang Lang polarisiert, und zwar bei jedem Auftritt. Und das ist gut: Denn Konzerte, die sich in achselzuckender Routine erschöpfen, gibt es mehr als genügend.

Lang Lang spielt am 5. Juli bei „Klassik am Odeonsplatz“ mit den Münchner Philharmonikern das Klavierkonzert Nr. 3 von Prokofjew. Karten unter 089 / 54 81 81 81

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