Krzysztof Urbanski dirigiert Penderecki, Mozart und Strawinsky

Krzysztof Urbanski und die Philharmoniker mit Penderecki, Mozart und Strawinsky im Gasteig
von  Robert Braunmüller
Krzystof Urbanski - hier mit dem Schleswig-Holstein Festival Orchester
Krzystof Urbanski - hier mit dem Schleswig-Holstein Festival Orchester © dpa/Bock

Auch tänzerisch wurde einiges geboten. Krzysztof Urbanski feuerte die Streicher mit den Hüften an, hielt den Stab elegant senkrecht und gestattete sich als Höhepunkt kurz vor Schluss von Igor Strawinskys Ballettmusik „Le sacre du printemps“ kleine Sprünge auf seinem Podium vor den Münchner Philharmonikern im Gasteig.

Das alles stört keineswegs, es trägt zum Gesamteindruck bei – beinahe hätten die Finger jetzt von selbst „Gesamtkunstwerk“ in die Tasten geschrieben. Urbanski und dem Orchester glückte eine absolut herausragende, ekstatische und zugleich genaue Aufführung dieser „Bilder aus dem heidnischen Russland“. Und wie fast in jeder guten Aufführung war das schon im ersten Takt spürbar: Da kostete der Solo-Fagottist wirklich die Fermate auf der ersten Note aus und ließ den Ton ganz aus dem Nichts entstehen.

Über den Schatten springen

Urbanski steigerte die Musik sehr kontrolliert, mit dem Archaischen als innerem Motor und unerschöpflichem Kraftstoff. Die Bläser arbeiteten die Gegensätze von gemischten und ungemischten Farben heraus. Die härteren Schläge der Pauken klangen ganz anders als die dumpfe Gefährlichkeit der großen Trommel. Auch der Anfang des zweiten Teils fiel nicht ab, weil der Dirigent und die Musiker hier eine untergründig kreisende Energie herausholten.

Davor organisierte Urbanski die Einsätze in Krzystof Pendereckis „Threnos“ für 52 Solo-Streicher – ein teilweise graphisch notiertes, immer noch aufregendes Schlüsselwerk der Cluster-Technik, das viel zu selten zu hören ist. Als Mozart-Dirigent ist der Pole allerdings längst nicht so spannend. Das Klarinettenkonzert begleitete er mit dem Orchester arg glatt und ohne größere Innenspannung. Für die sorgte allein Lázló Kuti, einer der drei Solo-Klarinettisten des Orchesters. Er spielte weich und rund wie es der Tradition des Orchesters entspricht. Aber an diesem Abend wurde beim „Sacre“ deutlich, dass die Qualität eines Orchesters vor allem auszeichnet, von der sonst kultivierten klanglichen Rundung für eine halbe Stunde Abstand zu nehmen, wenn der Geist einer Partitur es erfordert.

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