Kritik zu Götz Alsmann in München: Konzert mit Zauber aus längst vergangenen Tagen

Götz Alsmann verzauberte sein Publikum erneut – diesmal im Münchner Prinzregententheater. Der Gastgeber und seine erstklassige Musiker-Truppe begeistert nicht nur mit der Musik aus längst vergangenen Tagen, sondern besticht auch mit charmantem Stil.
von  Moses Wolff
Musiker Götz Alsmann beim Konzert in München
Musiker Götz Alsmann beim Konzert in München © Jens Niering

München - Als die Sonne hinter dem Horizont des Prinzregententheaters gerade versunken ist und die blaue Stunde das Gebäude in einen satten, beinahe behaglichen Schein hüllt, verstummt das leise Gemurmel der Bevölkerung in den Rängen, noch bevor die eigentlichen Kunstschaffenden die Bühne betreten.

Götz Alsmann: Anmutige Melodien aus längst vergangenen Tagen

Jede anwesende Person spürt, dass die Gegenwart hier gleich nahtlos mit der Vergangenheit verschmelzen wird. Und schon schwebt eine Handvoll höchst professioneller Musikanten mit dezenter Zurückhaltung aufs Podium, allen voran der eleganteste von ihnen: ein junggebliebener Alsmann mit kess geföhnter Tolle, Krawatte und diskreter Selbstironie.

Anachronistisch unterhaltsam und dennoch höchst modern lassen sich die fünf Meister hinter ihren Instrumenten nieder und stimmen anmutige Melodien aus längst vergangenen, aber dennoch zeitgemäßen Tagen erklingen, dazu die heimatsprachlichen Gesänge ihres Anführers Götz, der wieder einmal sein Können als Conférencier, Chansonnier und Kapellmeister mehr als gelungen unter Beweis stellt.

Goetz Alsmann und seine Band auf der Bühne des Münchner Prinzregententheaters
Goetz Alsmann und seine Band auf der Bühne des Münchner Prinzregententheaters © Jens Niering

Die dezent beleuchtete Bühne strahlt einen Hauch vornehmer Mystik aus, während sanfte Rumba- und Jazzmelodien die Ohren der Gäste streicheln und sich die Sitze des Saales in polierten Mahagoni wie in der Schlüsselszene eines Hitchcock-Klassikers verwandelt haben. Das den ganzen Abend angeschaltete Licht der Kristallkronleuchter an der Decke sorgt für vertraute Wohnzimmeratmosphäre und erlaubt den Lauschenden untereinander behaglichen Blickkontakt.

Mehr als Musik: Auch die Outfits der Künstler begeistern das Publikum

Die Band um den Maestro – bestehend aus der Vibraphonlegende Altfrid M. Sicking, Ingo Senst am rotierenden Kontrabass, Rudi Marhold am Schlagwerk und dem Percussionisten Markus Paßlick – erinnert an Barkeeper bester Schule, die sich mit ihren makellosen Umgangsformen den kleinen Taktvorgaben ihres Dirigenten fügen, sämtlich bestens gekleidet in makellosem Zwirn, zeitlos charmant und zudem unschlagbar an ihren Werkzeugen.

Das vornehme Aussehen und die grandiose Musik verleihen dem Erlebnis eine zusätzliche Ebene an Authentizität, die nur durch die lockeren und geistreichen textlichen Einwürfe des Gastgebers noch erhöht wird. 

Einst in den Flimmerkisten als Moderator der erfolgreichen Unterhaltungs-Show "Zimmer frei" bekannt, wird Multitalent, Altpunk und Weltenbummler Götz Alsmann rasch von einem Geheimtipp und "singenden Karfunkelstein" zum zurecht gefeierten "Fritz Lang des swingenden Schlagers" im musikalischen Livegeschäft, unvergleichlich in seiner Wortgewandtheit, der grandiosen Auswahl des Liedguts und seiner Genialität am Flügel.

Bei solch einem Talent bleiben die Preise nicht aus, er gewinnt unter anderem die Titel "Brillenmann 2002", als auch "Krawattenmann 2004", da sein Outfit, so die Jury, "als Zitat der Mode der 40er und 50er Jahre harmonisch zur gesamten Performance" gehöre.

Viel Liebe und Zauber von Onkel Götzi

Das Motto der Tournee ist die Liebe, innig wird das Wort in seinen Einzelteilen erläutert. "L" heißt: Lieb' mich und die Welt ist mein. "I" heißt: Immer möcht' ich bei Dir sein. "E" heißt: Ewig denken. "B" heißt: Blumen schenken. "E" als letztes bliebe. Denn das ganze Wort heißt Liebe.

"Wer in der Tradition des deutschen Schlagers aufgewachsen ist", so einer seiner exzellenten Wortgebilde, "hat einen Dr. Sommer nicht mehr nötig." Die größten Komponisten und Textdichter des deutschen Sprachraums werden hier vollendet interpretiert, die Reise führt von der silbernen Operette der 20er und 30er Jahre über Chansons der Nachkriegszeit, bis hin zur facettenreichen Schlagerwelt der 50er und 60er Jahre. 

Geschmeidig mixt die Kapelle die Cocktails an diesem unvergesslichen Abend mit Präzision und Fingerspitzengefühl. Die erlesenen Zutaten werden bewusst ausgewählt und bestehen beileibe nicht nur aus schöpferischen Spirituosen. Jeder einzelne Drink verwandelt sich in einen Zufluchtsort, Bilder und Anekdoten entstehen in den Köpfen und alle gehen schließlich mit der Gewissheit nach Hause, dass der deutsche Schlager unsterblich ist und der Hauch von Musik nicht nur in der Luft, sondern in den Herzen aller liegt, die dem Zauber des Onkel Götzi verzückt erlegen sind. 

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