Konzertsaal: Die größten Feinde sind seine falschen Freunde

Die EU ist nur ein vorgeschobenes Argument: AZ-Kulturredakteur Robert Braunmüller kommentiert die neueste Wendung beim Konzertsaal für München.
Robert Braunmüller |
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München - Seit Jahren erzählen Ulrich Wilhelm und andere hochrangige Vertreter des Senders, dass der Bayerische Rundfunk leider aus EU-rechtlichen Gründen keinen eigenen Konzertsaal bauen dürfe. Nur Mietvorauszahlungen und die Finanzierung technischer Anlagen zum Sendebetrieb seien erlaubt. Und deshalb müsse der Wunsch des Dirigenten Mariss Jansons und seiner Musiker vom BR-Symphonieorchester leider, leider, aus dem Staatssäckel erfüllt werden.

Ich hab’s geglaubt. Ein Fehler. Weil man als Journalisten gar nichts glauben sollte. Der Kollege Franz Kotteder von der SZ war misstrauischer. Er hat mal nachgefragt. Und nicht bei irgendwem, sondern bei Professor Albrecht Hesse, dem juristischen Direktor des Bayerischen Rundfunks und stellvertretenden Intendanten. Und was kam raus? Die EU verbietet nichts. Zumindest nicht ausdrücklich.

Es gibt auch einige Fälle, in denen Rundfunkanstalten eigene Säle gebaut haben – in Helsinki, Stockholm und Paris. Man müsste nur das Rundfunkgesetz in Bayern konkretisieren, und die Bagger könnten anrollen. Vorausgesetzt man hätte einen Bauplatz. Aber den gibt’s, weil der BR mittelfristig den Bau am Rundfunkplatz umkrempelt.

Und warum passiert nichts? „Wir befürchten, dass die Finanzierung eines Konzertsaals von unseren Konkurrenten als Überkompensation gewertet und als Hebel benutzt wird, unsere Finanzierung insgesamt anzugreifen“, zitiert die SZ den juristischen Direktor. Mit anderen Worten: Der BR hat keine Lust auf eine Gebührendebatte.

Das ist alles. Er will sich nicht dem Vorwurf aussetzen, er sei überfinanziert. Die EU ist nur ein vorgeschobenes Argument. Wie tönte Ulrich Wilhelm noch eben? Der Verzicht auf einen staatlichen Neubau bedrohe den Ruf der Musikstadt München. Mariss Jansons weiß nun, wo er sich beschweren muss, wenn aus seinem Konzertsaal nichts wird. Die Feinde des Neubaus sind nicht die Münchner Philharmoniker, die bei den Musikern als Buhmänner herhalten müssen. Die größten Feinde des neuen Konzertsaals sind seine falschen Freunde.

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