Konzertkritik: Nickelback in der Olympiahalle
München - Insider wissen es schon lange: Eigentlich besteht die kanadische Band Nickelback aus zwei Projekten. Da ist zum einen die Gruppe, die im Studio radiottauglichen Poprock produziert und damit durch die Hitparaden dieser Welt jettet, und zum anderen stehen da auf der Bühne die gleichen Musiker, nun wesentlich entschlossener und wilder, die mit den selben Songs nun irgendwie nach Hardrock, Alternative und Post Grunge klingen und so richtig schön ein Gitarrenbrett nach dem anderen durch die weit aufgedrehten Verstärker. Wohl nirgends ist der Unterschied zwischen Live und Studio größer als bei Nickelback. Da waren selbst etliche der gut 11.000 Fans in der Olympiahalle überrascht.
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Gleich zu Beginn mit "Animals Edge Of A Revolution" ein Gewitter, sowohl akustisch als auch optisch. Auf drei Leinwänden in hektischer Reihenfolge Bildschnipsel aus allen möglichen Bereichen. Dann "Something In Your Mouth", und die ersten Besucher singen schon mit, besonders ganz vorne in der Arena. Sänger, Frontmann und Spielmacher Chad Kroeger erklärt dann lachend, was es genau mit dem Münchner Oktoberfest auf sich hat: "Bier trinken, Fleisch essen, Bier trinken - und nochmal Fleisch essen". Gut, dass das mal ausgesprochen wurde.
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Sein Bruder Mike Kroeger ist wohl der Verantwortliche für den gnadenlosen Live-Sound, denn er peitscht seinen Bass ganz schön und sorgt so ständigfür neuen Druck, besonders für seinen Kollegen Daniel Adair an seinem überdimensionierten Schlagzeug, der oft kaum hinterher kommt. Und Ryan Peake an der zweiten Gitarre korrigiert das Gesamtgeschehen immer wieder mit sanftem Druck.
Die "schlechtesten Band" überzeugt mit ihren Hits
Alles in allem also eine sich gegenseitig gut ergänzende Mannschaft. Hits wie "Too Bad", "Photograph", "Rockstar" und das unvergessliche "How You Remind Me" - dieses Mal wegen eines neu geschnitzten Intros nicht gleich erkennbar - sind schließlich kein Zufall. Genau so wenig wie "Everlong" von den Foo Fighters in der Zugabe, kommen beide Bands doch musikalisch aus ähnlichen Werkstätten.
Nickelback, nun im 21. Jahr ihres Schaffens, oft von der Kritik gescholten und einmal sogar von einer Fachzeitschrift zur "schlechtesten Band" gewählt, sind immer noch und immer wieder für einen launigen Abend gut. Und füllen nach wie vor große Hallen. Doch als Fahrplan für die Zukunft ist die bisher gelebte Masche nicht unbedingt tauglich. Denn nach oben ist noch ein bisschen Raum, gerade im Bereich der Komposition.
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