Konzertbericht von Peter Maffay in der Olympiahalle in München: Von wegen Schlagerfuzzi

11 200 Fans feiern Rock-Star Peter Maffay in München. Bei der "Unpluged"-Tour erfüllt er seinen Fans aber nicht jeden Wunsch. Die Kritik zum Konzert in der Olympiahalle.
von  Arno Frank Eser
War am Freitag im Rahmen seiner "Unplugged"-Tour in München: Peter Maffay
War am Freitag im Rahmen seiner "Unplugged"-Tour in München: Peter Maffay © dpa

München - Als die Fans in der ausverkauften Olympiahalle a capella voller Andacht den Refrain von "Über sieben Brücken musst du geh'n" singen, steuert das Konzert langsam aber sicher schon seinem Ende zu. Und die Würfel sind längst gefallen: Peter Maffay hat es wieder mal geschafft, seine Gemeinde zu begeistern und zu überzeugen. Seine aufwendige Supershow und seine Song-Auswahl haben das Abenteuer "MTV Unplugged" zu einem besonderen Erlebnis zu machen. Und das, obwohl er doch ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen ist.

Peter Maffay und seine vielen Freunde "unplugged"

Denn so richtig "unplugged" ist das Ganze nämlich nicht. Eigentlich gar nicht. Bis auf den Punkt, dass die Gitarristen keine E-Gitarren in Händen halten, sondern welche mit hölzernem Korpus. Dafür wird sonst instrumental aufgerüstet, was das Zeug hält: Schlagzeug, Klavier, Percussion, Bläsersatz, dann noch drei Background-Sänger. Insgesamt ein fester Stamm von 17 Musikern auf der Bühne. Dazu kommen noch etliche Gäste: Jennifer Weist, Johannes Oerding, Django 3000, Linda Teodosiu, Max Mutzke und Maffays alter Weggefährte Tony Carey, der mit seinem "A Room With A View" besonders herzlichen Beifall bekommt.

Eine aufwenige und originelle Videoshow, sogar mit einem kleinen Comik-Filmchen zu Beginn, das die Band auf Tournee karikiert, tolle und manchmal auch ergreifende Einspielungen. Zu diesem Stilmittel greift Maffay, um seine Botschaften zu unterstreichen. Zu "Eiszeit" zeigt er sich als entschlossenen Rüstungsgegner und erntet bei seiner Ansage standing ovations. Ebenso bei "Wenn der letzte Regen fällt" zum Thema Gefahren der Atomkraft. Und wer trägt die Verantwortung? Die Politiker. "Man muss diesen Leuten sagen, so geht es nicht!"

Maffay verweigert alten Schlager "Du"

Für die Nostalgiker zwei alte Schlager, in denen das Wort "Du" eine große Rolle spielt. Einer davon: "So bist du". Nur den Song "Du" selbst, Maffays allererster Erfolg als Schnulzensänger, will er nicht spielen. Und das sagt er auch. Woraufhin in der Halle heftig protestiert wird. "Das ist neu", stellt der Sänger fest, "das ist Münchner Qualität". Denn normalerweise freut sich ja die Mehrheit seiner Fans darüber, dass er sich vom Schlagerfuzzi zum Motorrad-Rocker entwickelt hat.
Bei "Hallelujah" geht es dann darum, dass die Menschen aufeinander zugehen sollen, mutig den ersten Schritt machen. Ein Statement für eine bunte Welt, für Multikulti. Maffay macht im Laufe des Abends aus seinem Konzert immer mehr eine Predigt für eine bessere Welt.
Die Fans aber bestehen auf ihre alten Gassenhauer, und sie bekommen sie natürlich auch. Sogar "Und es war Sommer" ist dabei, freilich in einer abgespeckten und ziemlich verrockten Fassung. Und bei "Sonne in der Nacht" gibt es dann kein Halten mehr - alles klatscht und tanzt mit.

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