Konzert in der Olympiahalle: Freiwild spielt in München

Die umstrittene Band Freiwild geht mit einem großen Veranstalter auf Tour – auch in die Olympiahalle.
Jasmin Menrad |
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Philipp Burger (2. v li.) geht mit seiner Band Freiwild auf "Rivalen und Rebellen"-Tour.
Holger Fichtner Philipp Burger (2. v li.) geht mit seiner Band Freiwild auf "Rivalen und Rebellen"-Tour.

Es war am Donnerstag die erste Pressekonferenz, die Freiwild in ihrer 16-jährigen Bandgeschichte gegeben haben. Der Grund: Die umstrittene Rockband arbeitet künftig mit der Münchner Global Concerts Touring GmbH zusammen und bespielen die größten Konzerthallen Deutschlands.

"Wir haben die Vorbehalte gegen Freiwild geprüft und sie haben keine haltbare Grundlage", stellt Global-Concerts-Geschäftsführerin Andrea Blahetek klar. Der Band wird immer wieder eine Nähe zu politisch rechten Motiven vorgeworfen. Ihr liebstes Thema ist die Südtiroler Heimat. Wie Generationen von Südtiroler Nationalisten bekämpft die Band die Tatsache, dass Südtirol seit dem Ersten Weltkriegs zu Italien gehört.

Zudem wimmelt es in den Texten von Verwünschungen gegen Freiwild-Gegner und "Gutmenschen und Moralapostel", wie ein Song heißt. Da kommt auch mal ein schiefer Vergleich dabei heraus, in der sie die Kritik, der sie ausgesetzt sind, mit der Judenverfolgung vergleichen.

"Natürlich haben wir oft zusammengesessen und über die Reaktionen der Medien gelacht", sagt Frontmann Philipp Burger (36), der Freiwild nicht als Rechtsrock bezeichnet wissen will. Mehrmals betont er, dass er in seiner Jugend Fehler gemacht habe und meint damit, dass er Frontmann der Rechtsrockband "Kaiserjäger" war und im Booklet mit Hitlergruß posiert.

"Man muss verzeihen können", sagt Blahetek dazu. Im Gespräch nach der Pressekonferenz betont sie, wie bewundernswert es sei, dass Burger den Ausstieg aus der rechtsextremen Szene geschafft habe und nun Familienvater sei. Wie groß diese Leistung ist, fragt man sich während der Pressekonferenz, wenn Burger Sätze sagt wie: "Ich bin ein konservativ denkender Mensch. Für Sie ist das schon weit rechts."

Mehrmals distanzieren sich Freiwild während des Gesprächs "von Extremismus jeder Art". Was eine Selbstverständlichkeit für jeden vernünftig denkenden Mensch sein sollte. Die Frage, ob sie billigend in Kauf nehmen in ihren Texten nebulös zu bleiben, um für die rechte Szene anschlussfähig zu bleiben, schwurbelt Burger in seiner Antwort weg. "Heimat", "Südtirol", "konservativ" sind Begriffe, die ständig fallen.

Lieber spricht er davon, dass sie für ihr neues Album, das im nächsten Jahr erscheint, die Fans gefragt haben, welche Themen sie interessieren: "Da gab es viele Menschen, die gesagt haben, fasst doch mal das Thema Vergewaltigung an. Daraus ist das Lied ‘Schrei auf’ geworden", sagt Burger.

Wer im Internet surft, entdeckt im Video zum Song "Halt deine Schnauze" von 2009 einen Glatzkopf, der "100 Prozent" auf den Hinterkopf tätowiert hat. Ein Code, in der an Codes reichen rechten Szene, für 100 Prozent arisch. Im selben Video tritt ein Skinhead – womöglich Burger – zu den Textzeilen "Und plötzlich ist sie reif die Zeit, dann gibt’s Revanche, dann gibts auf’s Maul" auf einen am Boden Liegenden ein.

Es finden sich Zeitungsartikel von Randalen nach Konzerten, einem fremdenfeindlichen Übergriff und Fans, die den Hitlergruß zeigen. Es macht wenig Freude, sich mit dieser martialischen Welt voller hässlicher Anspielungen auseinanderzusetzen.

Juristisch kann man der Band nichts vorwerfen. Selbst die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien entschied ein Indizierungsverfahren zugunsten der Band. Es scheint unserer Zeit geschuldet zu sein, dass man akzeptieren muss, dass Freiwild in der Olympiahalle (am 10. April) auftreten wird. Freiwild werden wieder "Nazis raus" skandieren: weil Extremismus verurteilen sie ja.

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