Konzert der Münchner Philharmoniker: Wenn's ächzt und rumpelt

Einige Dirigenten lassen den hier Berichtenden regelmäßig ratlos zurück. Zu ihnen gehört Thomas Hengelbrock. Der hat mit dem Balthasar-Neumann-Ensemble bleibende Verdienste um die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts errungen. Aber was interessiert ihn künstlerisch an Brahms, Rachmaninow und Wagner? Das bleibt ein Rätsel.
Philharmoniker beginnen bei Brahms zu straucheln
Man tut Hengelbrock kaum Unrecht, wenn man ihn primär als Musiker versteht und erst an zweiter oder dritter Stelle als Dirigenten. Nur: Was ist gewonnen, wenn es beispielsweise in der letzten Steigerung des Mittelteils im dritten Satz der Symphonie Nr. 1 von Johannes Brahms ächzt und rumpelt? Die Münchner Philharmoniker kann man für die mangelnde Koordination an solchen Stellen nicht verantwortlich machen. Sie geben ihr Bestes. Nur gerät das bei komplexer Musik führungslos aus den Fugen.
Hengelbrock kommt von der Alten Musik. Historisch informiert lässt sich sein Brahms in Riesenbesetzung nun wirklich nicht nennen. Fast immer dominiert ein satter Streicherklang. Die Balance zu den Bläsern wirkt unausgewogen.
Finale: Laut und energisch, aber trotzdem gedämpft
Den Glanz von altem Gold, der eine altmodische Aufführung dieser Symphonie auszeichnet, kann Hengelbrock im Finale trotzdem nicht erzeugen, wenn alles zwar recht laut, aber trotzdem energisch gebremst und gedämpft daherkommt.
Vor Brahms gab es Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 1 mit dem Goldmedaillengewinner des Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerbs von 2019. Alexandre Kantorow spielte, wie es Preisträger dieses Wettbewerbs zu tun pflegen: muskulär, brillant und effektvoll.
Ziel des Dirigenten ist nicht immer klar
Mehr ist bei diesem an Tschaikowsky orientierten Frühwerk Rachmaninows aber auch nicht gefragt. Technisch ist Kantorow ein toller Pianist, um zu entscheiden, was er musikalisch drauf hat, müsste man Musik von ihm hören, die nicht nur virtuos geprägt ist.
Hengelbrock begleitete den Solisten unauffällig. Am Beginn des Konzerts stand die Urfassung der Ouvertüre zum "Fliegenden Holländer". Das unverschämte Brio von Wagners romantischer Oper hat man öfter bereits frischer gehört. Auch hier stellte sich die Frage: Worauf will dieser Dirigent eigentlich hinaus?
Wenn man beteiligte Musiker nach solchen Konzerten fragt, heißt es oft, dass von der Alten Musik kommende Leute wie Hengelbrock viel wüßten und interessant proben würden. Das mag sein, und wenn's der stilistischen Weiterentwicklung der Philharmoniker nutzt, wollen wir weiter nichts dagegen sagen.