Konstantin Weckers Geburtstag: Pathos, Predigt, Party

Konstantin Wecker feiert seinen 70. Geburtstag im Circus Krone mit einem XXL-Konzert und zahlreichen Gästen.
Volker Isfort |
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Konstantin Wecker mit Ehefrau Annik und Sohn Tamino
Brauer Konstantin Wecker mit Ehefrau Annik und Sohn Tamino

München - Schon am Vorabend hatte er im ausverkauften Circus Krone bis weit nach Mitternacht mit seinen Fans gefeiert – und danach mit Freunden den 70. Geburtstag begangen. Am Jubiläumstag selbst (1.6) stand Wecker dann wieder vier Stunden auf der gleichen Bühne für ein Konzert, wie es nur der Münchner Liedermacher hinbekommt: Pathos, Predigt, Party – oft alles zusammen in einem Song.

"Ich habe nicht mit Liedern gelogen, aber mit meiner Lebensweise"

In die erste Ansage platzt das auf Feierlaune gestimmte Publikum mit einem "Happy Birthday"-Ständchen, dann begibt sich Wecker auf eine emotionale Zeitreise quer durch Werk und Leben. Aus dem Off tönt die glockenhelle Stimme des zehnjährigen Buben im "La traviata"-Duett mit seinem Vater. "Ich war auch eine großartige Mimi", erinnert sich Wecker an die Erziehung im Hause eines Mannes, dem er neben der musikalischen Leidenschaft noch etwas anderes verdankt: den bedingungslosen Pazifismus, den er besingt.

Seit einigen Jahren hat Wecker auch neue Facetten im Programm: die Dankbarkeit ("Ich habe ja alles getan, um nicht 70 zu werden") und die Selbstironie. Warum er in den 70er Jahren unbedingt ultralinke Texte mit knöchellangem Nerzmantel kombinieren musste, ist ihm heute ein Rätsel. "Ich habe aber nicht mit den Liedern gelogen, sondern mit meiner Lebensweise", sagt Wecker. Immerhin kann er das Ende seiner Pubertät genau beziffern: Die Geburt seine Sohnes Valentin. Da war Wecker 50.

Mit seiner fantastischen Begleitband um den Langzeitweggefährten Jo Barnikel durchwühlt Wecker den Liederfundus und findet lange Ungehörtes wie "Der alte Kaiser". Die Well-Brüder singen ein Ständchen und überbringen Polts gefaxte Grüße aus Italien ("Dass Du heute 70 wirst, ist allein Dein Verdienst"), nach der Pause schaltet das emotionale Kraftwerk Wecker dann auf die höchste Stufe.

Seine Rede gegen den Patriotismus ("Nationalismus im folkloristischen Gewand") und auf die verbindende Kraft der Musik wird unterstützt durch die zwölf Musiker aus zwölf Nationen aus dem Kammerorchester der Bayerischen Philharmonie, deren Einsatz ein Höhepunkt des Konzerts ist. Der Circus Krone kocht und kühlt die letzte Stunde nicht mehr runter.

Mit Pippo Pollina nimmt Wecker ein Bad in der Menge, die beiden singen "Questa nuova realtà" und "Caruso", Dominik Plangger komplettiert den italienischen Abend. Es ist schon weit nach Mitternacht als sich Wecker mit Barnikel ein virtuoses Tastenduell auf "Wenn der Sommer nicht mehr weit ist" liefert. Aufgeladen mit Politik und Poesie werden die Fans schließlich in die Nacht entlassen. Wecker aber, das hat er an seinem 70. Geburtstag eindrücklich bewiesen, bleibt unverzichtbar.


Zusatzkonzerte am 19. und 21. Juli im Circus Krone

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