Klavierkonzert der Münchner Symphoniker: Mit Übermut

Im Sommer wurde das lange vernachlässigte Grab des Dirigenten in Garmisch wiederhergestellt, das Bayerische Staatsorchester erinnerte mit einem Konzert an seinen ehemaligen Generalmusikdirektor und benannte seine Akademie nach Hermann Levi. Kompositionen des Dirigenten der "Parsifal"-Uraufführung wurden bei diesen Gelegenheiten allerdings nicht gespielt: Das holten nun die Münchner Symphoniker im Prinzregententheater nach.
Klavierkonzert: Ziemlich monströs
Das 1861 entstandene Klavierkonzert ist ein typisches op. 1 eines 19-Jährigen: ziemlich monströs, mit dem Versuch, das Vorbild des französischen Virtuosenkonzerts mit der Symphonik von Robert Schumann zusammenzubringen - und beides zu überbieten. Der Pianist Bernd Glemser hatte eine Menge zu tun, weil das Klavier vor allem triumphal monologisiert, wobei das Orchester kaum eigene Ansichten vertritt, sondern ebenfalls relativ lautstark beipflichtet.
Davor war im pandemiebedingt schütter besetzten Saal bei den Haydn-Variationen von Johannes Brahms zu bewundern, wie sich die Münchner Symphoniker unter ihrem scheidenden Chefdirigenten Kevin John Edusei entwickelt haben: hin zu einer klaren Transparenz mit einem zwischen Bläsern und Streichern fein ausbalancierten Klang.
Béla Bartóks "Konzert für Orchester" war nicht ganz so beglückend. Den Fanfaren in den Ecksätzen hätte mehr lustvolle Blechbläser-Virtuosität gutgetan. Auch die lakonischen Satzschlüsse gestaltete Edusei ein wenig lieblos. Hübsch dagegen das Vorprogramm um 19.30 Uhr: Da spielte ein Quartett die Erinnerungen des Cellisten Boris Stansky an einen Urlaub in der Normandie. So etwas wirkt leicht peinlich, war es aber nicht. Denn vier Streichinstrumente machen auch aus Pop-Schnulzen allerschönste Edelmusik.