Klassizismus, der von innen glüht

Der junge polnische Pianist Rafál Blechacz mit Mozart, Beethoven und Chopin im Prinzregententheater
von  Robert Braunmüller

Valentina Lisitskas Traktoristen-Version von Beethovens „Pathétique“- Sonate und Lang Langs XXXXL-Mozart summen und brummen einem noch im Ohr. Da erweist sich ein Klavierabend Rafál Blechacz als Kur und Wiederherstellung: Ein unprätentiöser Pianist, der Extreme nicht scheut und ohne Angst Grenzen überschreitet, aber angenehmerweise jedes musikalische Fuchteln meidet.

Blechacz begann im gut besuchten Prinzregententheater mit Mozarts Sonate KV 311: Er ließ sie nervös pulsieren, hielt aber bei aller Freiheit ein festen Grundtempo. Der Charakter der Themen kam individuell heraus, die Pointen zündeten: die überzählige Melodie etwa, die am Ende der Exposition auftaucht und den ersten Satz überraschend beendet. Die beste Charakterisierung für das Spiel des 28-Jährigen stand stand in den Noten: „Allegro con spirito“.

Beethovens Sonate op. 13. die „Pathétique“, deutete er als hochromantisch zerrissene „Zwei Seelen, ach“-Musik, mit scharfen Gegensätzen im ersten Satz: ein innerlich glühender Klassizusmus. Sehr schön kam heraus, wie das Rondo-Thema jedes Mal harmlos-freundlich beginnt, um sich nach einiger Zeit in ziemlichen Kompliziertheiten zu verrennen.

Nach der Pause folgte eine klug zusammengestellter Chopin-Block mit der Kraft-Polonaise in A-Dur op. 40 Nr. 1 und dem dritten Scherzo cis-moll. Blechacz zeichnete da den Weg des durch Düsternis und Verklärung durchschreitenden Wechsels zwischen Choral und herabrieselnden Kaskaden nach. Er ließ die Musik ohne eitle Manierismen für sich wirken. Und Blechacz hat einen wundervollen Klavierton, der auch im dreifachen Forte nie dröhnte oder klirrte. Wie es halt immer sein müsste, aber leider nicht immer ist. Viel herzlicher Beifall und drei meisterhaft gestaltete Chopin-Préludes als Zugaben.

2013 erschien eine CD des Pianisten mit den Polonaisen von Chopin bei der Deutschen Grammophon

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