Khatia Buniatishvili, Gianandrea Noseda und das London Symphony Orchestra

Khatia Buniatishvili spielt in der Philharmonie Tschaikowsky, Gianandrea Noseda dirigiert das London Symphony Orchestra.
Michael Bastian Weiß |
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Die Pianstin Khatia Buniatishvili.
Esther Haase/Sony Die Pianstin Khatia Buniatishvili.

Wenn Khatia Buniatishvili und Gianandrea Noseda in einem Theaterstück spielen würden, dann wäre sie die kapriziöse Ehefrau und er der gutmütige Gatte, der ihr etwas ratlos hinterläuft. Es ist wirklich etwas Besonderes, wie leichtfüßig die gebürtige Georgierin im Klavierkonzert Nr. 1 von Peter Tschaikowsky den massigen Solopart zum Abheben bringt. Dazu hält sie ihren Ton, der sonst gerne auch plüschig ausschweift, hier ganz leicht, sogar im pompösen Eingangsthema des Kopfsatzes findet sie bislang ungehörte graziöse Wendungen. Schnell fliegen die Stimmungen wie Wolken vorbei, nach wunderbar stillen Passagen wird im Finale übermütige Aufbruchsstimmung verbreitet.

Da muss Noseda aufpassen, mitzukommen, sonst droht ihn seine Solistin zu überholen. An den Musikern des London Symphony Orchestras liegt es nicht, wenn das Tutti zu wenig auf den Punkt gebracht wird und das Zusammenspiel mit der Pianistin nicht flexibel ist. Das wäre Nosedas Aufgabe. Die Figuren etwa, mit denen die Holzbläser auf den Solopart antworten, müssten gleichsam freischwebend einsetzen, dem Klavier im Flug begegnen, nicht vom Boden aus bloß artig hinaufrufen. Die vielen kleinen Luftsprünge, die der Italiener beim Dirigieren macht, bringen da nichts.

Unterhalb der Möglichkeiten

Mit seinen oft etwas unbeholfen aussehenden Bewegungen hat Noseda auch in der Symphonie Nr. 7 von Dmitri Schostakowitsch, der „Leningrader“, nicht die volle Kontrolle über den Apparat, der in diesem Werk ins Riesenhafte aufgestockt ist. Die pedantische Kleinteiligkeit des Taktschlagens führt nicht zu gesteigerter Genauigkeit. Weniger stört, wenn die an sich beeindruckend breitwandigen Violinen auseinanderlaufen oder in den Bässen einmal jemand zu früh einsetzt; eine solche Unsicherheit kann man auf die akustischen Verhältnisse der Philharmonie schieben. Doch um das beklemmende Invasionsbild des ersten Satzes so spektakulär vorzuführen, wie es komponiert ist, bräuchte es mehr Substanz und weniger Knalleffekt.

Der kürzlich verstorbene Mariss Jansons hat vorgeführt, wie die Gewalt dieses symphonischen Überfalls ins Unerbittliche gesteigert werden kann – wenn sie dirigentisch von langer Hand geplant wird. Diese Invasion jedoch ist hektisch und ungeordnet. So verschenkt Noseda nicht nur die Wirkung der zentralen Episode dieser Kriegssymphonie, sondern macht auch im Ganzen zu wenig aus den Möglichkeiten des englischen Spitzenorchesters.

Am 30. März 2020 um 20 Uhr wird Khatia Buniatishvili im Prinzregententheater vier Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven spielen, Karten unter Telefon (089) 93 60 93

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