Kein Mann singt Lehárs Operetten derzeit schöner

Der Arienabend von Piotr Beczala im Herkulessaal
von  Robert Braunmüller

Natürlich hätte er, wie auf den Fotos, im Konzert einen Zylinder samt Monokel tragen können. Aber Piotr Beczala mag keine Mätzchen. Was er macht, macht er seriös, auch wenn er Operettenarien interpretiert, die Franz Lehár für den Tenor Richard Tauber schrieb.

Der nur im Parkett voll besetzte Herkulessaal tobte nach „Freunde, das Leben ist lebenswert“ und „Dein ist mein ganzes Herz“. Und dies völlig zu Recht: Beczala (Foto: Frers/DG) singt diese Musik ohne Drücker, unverkitscht und natürlich, als seien es Arien von Mozart. Besser, perfekter und geschmackvoller kann das derzeit niemand.

Das Tschechische Nationale Symphonieorchester fühlte sich bei Lehàr & Co. wohler als bei dem unter Lukas Borowicz teilweise arg rustikal gespielten „Slawischen Tanz“ von Dvorák und den üblichen, dankenswerterweise recht knapp gehaltenen Opernouvertüren und Ballettmusiken. Bei der Arie „Parmi veder le lagrime“ aus Verdis „Rigoletto“ drehte Beczala arg laut auf. Die elegante Kanzone aus dem „Maskenball“ machte bereits Lust auf die offenbar in der nächsten Spielzeit anstehende Premiere im Nationaltheater. Bei der Arie aus Gounods „Roméo et Juliette“ verzichtete der Sänger auf italienische Drücker.

Wenn Beczala ein unverwechselbares Timbre wie Jonas Kaufmann oder Rolando Villazón hätte und eine Messerspitze mehr Bühnencharisma – dann wäre er der König der Tenöre. Der beste Techniker ist er allemal.

Piotr Beczala Tauber-CD „Mein ganzes Herz“ erschien bei DG
 

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