Juan Diego Flórez ersetzt David Garrett

Draußen Blitz, Donner und Platzregen. Und auch drinnen rummste es ein wenig: Valery Gergievs konzertanter Aufführung von Wagners „Der fliegende Holländer“ kamen kurzfristig Bryn Terfel und Günther Groissböck abhanden. Und David Garrett muss „Klassik am Odeonsplatz“ im Juli absagen. Sein Bandscheibenvorfall ist bis dahin nicht völlig ausgeheilt.
Garrett ist schwer zu ersetzen. Aber die Münchner Philharmoniker haben einen würdigen Vertreter aufgetrieben: Juan Diego Flórez springt für ihn ein. Wenn der singt, geht die Sonne auf. Und der Regen hatte bei der Verkündung dieser Nachricht auch schon aufgehört.
Keine Grund, die Karten zurückzugeben
Flórez ist nicht nur der König des hohen C, sondern er schafft es auch bis zum D. Kein Grund also, die Karten zurückzugeben, obwohl dies natürlich möglich wäre. Aber wer es tut, der verpasst etwas: Wenn derzeit ein Tenor spektakulär singt, dann ist es der Peruaner. Abgesehen von Jonas Kaufmann natürlich.
Eigentlich ging es beim Termin der Philharmoniker aber um den 125. Geburtstag des Orchesters der Stadt. Vorgestellt wurde das Programm in der Trafohalle an der Hans-Preißinger-Straße gegenüber dem Heizkraftwerk Süd am Mittleren Ring. Hier werden derzeit noch alte Fenster aufbereitet. Ab 2020 wird der Bau die Glashalle des Gasteig ersetzen – als Herzstück der Interimsquartiere von Stadtbibliothek, Volkshochschule und der Philharmonie, die in einem hölzernen Konzertsaal auf der Freifläche nebenan errichtet wird.
Gergiev betonte, dass er während Zeit im Sendlinger Interim die Jugendarbeit des Orchesters betonen wolle – von Konzerten bis zur einstündigen Kurzfassung von Mozart-Opern. Das ist schon jetzt ein wichtiger Teil der Arbeit der Münchner Philharmoniker: Mit den 200 Veranstaltungen des Education-Programms „Spielfeld Klassik“ wurden in der vergangenen Spielzeit über 34 000 Besucher erreicht.
Mahlers Achte zum Geburtstag
Den Geburtstag feiern die Philharmoniker mit ihrem Chef Valery Gergiev am 13. Oktober allerdings noch im Gasteig. Hauptwerk ist Gustav Mahlers Symphonie Nr. 8, die 1910 in einer Halle des damaligen Messegeländes auf der Theresienhöhe uraufgeführt wurde. Die Philharmoniker hießen damals noch Orchester des Konzertvereins.
Am Tag davor gibt es ein Jugendkonzert, am Tag danach eine Geburtstagsmatinee, in der unter anderem auch die Ouvertüre zur „Verkauften Braut“ von Bedrich Smetana gespielt wird – die erklang auch schon im allerersten Konzert des Orchesters unter Hofrat Franz Kaim.
Drumherum gibt es Blasmusik. Und im Interesse der deutsch-russischen Freundschaft schenkt der Chef sich, uns und seinen Leuten vom Mariinsky Theater St. Petersburg ein Gastspiel von Tschaikowskys Oper „Iolanta“.
Musik und Politik
Mit den drei von den Philharmonikern uraufgeführten Werken Mahlers geht es im Winter dann nach Paris. Das Uni-Konzert steht in der kommenden Saison unter der Leitung von Gustavo Dudamel. Zum Geburtstag haben die Philharmoniker ihre Geschichte während der NS-Zeit erforscht. Erste Ergebnisse sind bereits in der Abo-Broschüre nachzulesen, eine ausführliche Publikation folgt.
Bei einem Symposium in der Akademie für Politische Bildung in Tutzing beackern die Philharmoniker an einem Wochenende mit Historikern und Politikwissenschaftlern wie Jens Malte Fischer, Peter Gülke, Armin Nassehi und anderen das weite Feld des Verhältnisses von Musik und Politik. Es läge natürlich auf der Hand, bei der Gelegenheit Valery Gergiev über sein Verhältnis zum russischen Präsidenten Vladimir Putin sprechen zu lassen. Oder Putin über Gergiev. Aber von einem solchen Redebeitrag ist bisher nichts bekannt.
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