Josef E. Köpplinger über das Open Air am Sonntag
Der Hausherr des Gärtnerplatztheaters über das Open Air seines Orchesters am Sonntag.
Bald beginnt der Rück-Umzug ins Stammhaus. Doch am Wochenende wird noch einmal gefeiert. Am Sonntag spielt das Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz bei freiem Eintritt vor seinem Theater. Michael Brandstätter, Andreas Kowalewitz und der künftige Chefdirigent Anthony Bramall stehen am Pult. Der Intendant führt durch den Abend.
AZ: Herr Köpplinger, wie sind Ihre Gefühle auf der Zielgeraden?
JOSEF E. KÖPPLINGER: Eine Wanderschaft geht zu Ende. Wir freuen uns, dem Gärtnerplatztheater am Sonntag nahe zu sein. Gleichzeitig möchten wir den Münchnerinnen und Münchnern mit diesem Konzert ein Geschenk machen. Musik ist die große verbindende Weltsprache.
Welche Rolle kann das Gärtnerplatztheater dabei spielen?
Wir sind das Volks-Opernhaus. Daher möchten wir alle gewinnen und als Ort der Begegnung für alle da sein. Es gibt Reibungen zwischen musikalischen Genres und Reibungen zwischen Menschen. Aber entscheidend ist immer das Verbindende.
Welche Funken sprühen aus diesen Reibungen am Sonntag?
Das Orchester präsentiert einen kleinen Rückblick und eine große Vorschau auf die kommende Saison: Eine Auswahl berühmter Melodien aus Oper, Operette, Musical und Ballett von „La traviata“ über „Hoffmanns Erzählungen“ bis hin zu „Die lustige Witwe“, mit der wir im Herbst eröffnen. Wir wollen verbindend wirken.
Am Ende steht britischer Hurra-Patriotismus: Edward Elgars Marsch „Pop & Circumstances Nr. 1“.
Das würde ich nicht überinterpretieren. Unser neuer Chefdirigent Anthony Bramall ist Brite. Er hat sich das Stück gewünscht. Es ist einfach eine geile Nummer.
Was ist Ihre Rolle? Steigen Sie wieder auf das Gerüst?
Das war nicht beim Gärtnerplatz Open Air, sondern bei der Feier zum 150. Geburtstag des Theaters. Ich begrüße das Publikum, leite in die Pause und verabschiede. Aber ich werde nicht moderieren. Die Leute kommen wegen der Musik, dem großartigen Orchester und den wunderbaren Solisten. Da möchte ich nicht stören.
Dürfen Sie schon in Ihr Büro?
Drin war ich schon oft. Aber von Beziehen ist noch keine Rede, zumal noch die Möbel fehlen.
Wann findet der große Umzug statt?
Am 12. September. Dazu gibt es einen genau ausgetüftelten Plan, bei dem alle Gewerke des Theaters zusammenwirken.
Gönnen Sie sich einen Urlaub vor der Strapaze?
Ich habe nichts geplant. Am 28. Juli beginnen die Theaterferien. Ich rede mir ein, nach diesem Tag die völlige Freiheit zu haben. Ich werde mich spontan entscheiden, ob ich mich ins Auto oder in ein Flugzeug setze. Oder ob ich mit meiner Mutter im idyllischen Niederösterreich einen Eiscafé trinke. Vielleicht treffe ich auch Freunde und Verwandte, die ich lange nicht gesehen habe. Auf jeden Fall aber werde ich mich in der Natur bewegen. Und Klavier spielen.
Gärtnerplatz, Sonntag, 23. Juli, 19.30 Uhr, Eintritt frei
Das Gärtnerplatzfest am Samstag
Der Gärtnerplatz ist mehr als der schönste Kreisverkehr dieser Stadt. Dieser beliebte Treffpunkt an schönen Sommerabenden ist das Zentrum eines bunten Viertels, das sich an einem Juli-Wochenende traditionell selbst feiert und bei dem Initiativen und Vereine des Stadtviertels sich mit Infoständen vorstellen.
Das Programm startet am Samstag um 15 Uhr mit der Jazzband Trio Grade, die sich als Special Guests, Soul-und Jazzsänger Mel Canady und Alexander von Hagke am Saxophon dazu geholt haben.
Das Kontrastprogramm liefert um 18 Uhr mit japanischer Trommelkunst von Kokuryu Daiko (Schwarzer Drache). Die neun Trommler spielen traditionelle japanische Trommelstücke und Eigenkompositionen.
Um 19.30 Uhr folgt Ecco DiLorenzo aka Ecco Meineke und sein „Pastinaken-Orchester“. In dieser urwüchsigen Brutstätte wildester musikalischer Aromen mischen sich Jazz, Folk, Blues, Chansons, auf Englisch, Deutsch, Italienisch, Türkisch – und nun auch Afghanisch.
Die Vorgeschichte des Auftritts am Gärtnerplatz OpenAir ist dramatisch. Albert Ginthör, Geiger am Staatstheater am Gärtnerplatz und langjähriger Organisator des Gärtnerplatz Open Airs, lernte bei einer Aufführung von Mozarts „Zaide“ im Januar 2017 den afghanischen Musiker Ahmad Shakib Pouya kennen, der von der Abschiebung nach Afghanistan bedroht war. Als er von dem Schicksal des Kollegen erfuhr, stand sein Entschluss fest: Unter großer Gefahr begleitete Ginthör Pouya bei seiner „freiwilligen“ Ausreise nach Kabul und verhalf ihm zu einem Termin bei der deutschen Botschaft in Kabul, um die Wiedereinreise zu beantragen. Ginthör war es auch, der Pouya die beiden buchstäblich lebensrettenden Engagements vermittelte: ein Arbeitsvisum für einen Projektvertrag der Schauburg, in der Pouya die Hauptrolle des Ali in Fassbinders „Angst essen Seele auf“ übernahm. Es brachte ihn Mitte März 2017 wieder zurück nach Deutschland. Dank des Folge-Engagements am Gärtnerplatztheater, ist sein Aufenthalt in Deutschland nun bis Mitte Oktober 2017 gesichert.