Janoska Ensemble: Wunderbare Wildheit der Klassik

Das Janoska Ensemble hat ein Album mit Stücken von vier der"Big B´s" eingespielt: Bach, Beethoven, Brahms, Bartók. Am Samstag sind sie im Gärtnerplatztheater.
von  Michael Bastian Weiß
Alle verwandt und verschwägert und der Musik virtuos vrebunden: das Janoska Ensemble.
Alle verwandt und verschwägert und der Musik virtuos vrebunden: das Janoska Ensemble. © Foto: Andreas H. Bitesnich

München – Verjazzte Versionen bekannter barocker oder klassischer Musikstücke, wie sie das vierköpfige Janoska Ensemble auf seinem neuen Album "The Big B´s" versammelt, werden meist als Zugabe gespielt. Dann nicken auch die Damen und Herren im Publikum, die noch Knappertsbusch erlebt haben, andächtig mit.

Meisterstücke mit einer ordentlichen Portion osteuropäischer Würze

Vorbei sind die Zeiten, in denen solche kulturellen Aneignungen älterer Werke einen Hautgout hatten. Da haben Dave Brubeck & Co für Akzeptanz, wenigstens einen Gewöhnungseffekt gesorgt. Denn Brubecks Jazz-Standard "Blue Rondo à la Turk" (der übrigens gar nichts mit Mozarts Rondo "Alla Turca" zu tun hat) findet sich auch auf dieser Produktion.

Wiedererkennen würde der Altmeister diese Hommage an ihn wohl nicht sofort. Denn die drei aus Bratislava gebürtigen Brüder Ondrej, Roman und Frantisek Janoska und ihr eingeheirateter Kontrabassist Julius Darvas mischen eine ordentliche Portion osteuropäischer Würze inklusive widerständiger Rhythmen in ihre Arrangements. Die beiden Geiger schleifen ihre Töne gerne von unten an oder weben mit weitgespannten und feinen Portati melodische Netze wie etwa im langsamen Satz des Konzerts für zwei Violinen d-moll von Johann Sebastian Bach.

Neun Symphonien in neun Minuten

Nicht nur in der furiosen Version des ersten der Ungarischen Tänze g-moll von Johannes Brahms ersetzt der gezupfte Bass mit seinem ungestüm perkussiven Antreiben eine ganze Schlagzeugbatterie.

Frantisek Janoska schließlich eröffnet zwar am Klavier sein "Souvenir pour Elise" so, wie es sich für Ludwig van Beethovens gleichnamiges populäres Albumblatt o. Op. 59 auch gehört, also mit scheu errötender Blässe - um dann mit Brüdern und Schwager in ein umso wilderes Improvisieren auszubrechen. Die Widmungsträgerin Elise, deren Identität ja immer noch nicht festgestellt wurde, ist eine Jazzerin, wer hätte das gedacht. Ein besonderes Schmankerl ist der quirlig tänzelnde Schnelldurchgang durch Beethovens neun Symphonien in neun Minuten.

Mit Bach, Beethoven und Brahms haben wir drei der "großen B´s" beisammen. Wie die Janoskas die beiden verbleibenden, nämlich Béla Bartók und Leonard Bernstein – glücklicherweise nicht Bruckner – in ihrem ganz eigenen Stil interpretieren, hört man sich am besten gleich im Konzert am Samstag an. Denn im Rhythmus mitnicken und begeistert -wippen muss man immer noch selbst.

Album: "The Big B's" (Deutsche Grammophon)
Konzert: Samstag, 8. Oktober, um 19.30 Uhr im Gärtnerplatztheater
Karten: Tel. 2185 1960 oder www.staatstheater-tickets.bayern.de.

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