Kritik

Jan Delay auf dem Tollwood in München: Sichtlich peinlich berührt startet er den Song neu

Vor seinem Konzert ließ Jan Delay seine Fans per Online-Fragebogen abstimmen, welche Lieder er bei seinem Auftritt singen sollte. Ein Konzept mit Erfolg?
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Jan Delay in der Tollwood Musik-Arena.
Jan Delay in der Tollwood Musik-Arena. © Jens Niering

So viele Kalorien wurden in diesem Tollwood-Sommer wohl noch nie an einem Abend verbrannt. Jan Delay und seine Band Disko No. 1 verwandelten die Musik-Arena für zwei Stunden in Münchens größtes musikalisches Fitnessstudio. Nicht nur der Stilmix aus Funk, Pop, Ska und Reggae war wild – auch die Tanzschritte, die der Entertainer von seinem Publikum einforderte. Zur musikalischen Fitness-Einheit begrüßte er einen altbekannten Gast und verriet seine besondere Beziehung zur Stadt.

Das Jackett, Teil seiner typischen Mode-Kombination mit Hut und Sonnenbrille, überstand nur den ersten und neuesten Hit "Hallo". Danach war der Hamburger-Disko-König auf Temperatur und brachte die Masse bei "Türlich, türlich" dazu, wie die niederländischen Fußball-Fans, von links nach rechts zu hüpfen.

Ein Auftritt mit Rap-Kumpel Denyo

Das Nordlicht machte bei "Spass" und "Hammerhart" Platz für seinen alten Rap-Kumpel Denyo. Mit ihrer Hip-Hop-Combo Beginner starteten beide einst ihre Karriere – auch die Isar-Metropole trug ihren Teil dazu bei.

"Weißt du noch, wie wir in München eines der ersten Konzerte außerhalb Hamburgs spielten?", fragte Delay. Die beiden schwelgten in Erinnerungen daran, wie sie als Teenager nach dem Konzert den Regional-Nachtzug Richtung Hamburg wegen der vielen Skinheads am Bahnhof lieber nicht nahmen und erst am nächsten Morgen fuhren.

Jan Delay in der Tollwood Musik-Arena.
Jan Delay in der Tollwood Musik-Arena. © Jens Niering

Fans bestimmen die Setlist der Best-of-Tour

Nach über 25 Jahren Karriere kehrte Delay als gestandener Musiker zurück und begeisterte mit einer wilden, aber perfekt choreografierten und abgemischten Show. Die Fans konnten per Online-Fragebogen abstimmen, welche Lieder der Hamburger Junge bei seiner Best-of-Tour spielen soll.

Die alten Beginner-Songs wurden in einem Medley auf Melodien großer US-Stars wie Snoop Dogg oder Tupac gespielt. Und spätestens als bei "Oh Johnny" das volle Zelt ein Kleidungsstück wild über dem Kopf wedelte, war nicht nur der Star bis auf die Knochen durchgeschwitzt.

Von Nena über Rio Reiser zu den Sportfreunden Stiller 

Zur Verschnaufpause stimmte der Norddeutsche immer wieder ruhige Töne an. Zum Beispiel beim Rio-Reiser-Klassiker "Für immer und dich" oder mit seiner allerersten Nena-Cover-Platte "Irgendwie, irgendwo, irgendwann". Als besonderes Lied für die Stadt spielte er den Sportfreunde-Stiller-Hit "Siehst du das genauso" in einer Ska-Version mit Disko-Funk-Elementen. Die erste Strophe saß allerdings noch nicht richtig. Sichtlich peinlich berührt, startete er den Song neu.

Seine hervorragend aufgelegte Band feixte heimlich über den kleinen Texthänger. Sonst verstanden sich die Musiker aber blind. Die achtköpfige Truppe unterstützte ihn mit knallhartem, glasklarem Bläser-Sound und reagierte in Sekundenbruchteilen auf Handzeichen.

Die drei "Delaydies" das größte Highlight des Abends

Nicht nur die musikalische Vielfalt war bunt. Star-Designer Bent Angelo Jensen schneiderte die auffälligen Kostüme der Backgroundsängerinnen, die sogar die ein oder andere Breakdance-Einlage aushielten. Nur für den Hintergrund waren die drei Damen nicht gedacht. Ihr Chef vorn kreierte mit seiner nuschel-nasalen Stimme zwar einen Wiedererkennungswert, aber nicht immer den perfekten Gesang. Die drei "Delaydies" waren stimmlich mit voller Soul-Power fast das größere Highlight an diesem Abend.

Auf die Texte musste ohnehin niemand achten – die waren fest ins Party-Kleinhirn eingebrannt. Es war der Beat, der in die Knochen ging. Trainingsziel erreicht von Turnvater Jan – ab unter die Dusche.

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