Irie Révoltés: Musik gegen Rassismus
Mal élevé und Carlito haben genug. "Jetzt ist Schluss", skandieren die singenden Brüder mit einer Wucht, die keinen Zweifel an ihrer Überzeugung lässt. Angriffe auf Asylunterkünfte wie in Tröglitz, nationalistische Demos, Vorurteile - die Band Irie Révoltés will das nicht länger hinnehmen. Mit ihrem am Freitag erscheinenden Album, das nach der Band benannt ist, machen die Heidelberger Brüder mobil gegen Ressentiments und Rassismus.
Der Name Irie Révoltés ist dabei nicht nur eine linguistische Herausforderung aus jamaikanischem Patois und Französisch, sondern auch Programm – er kann in etwa mit „glückliche Rebellen“ übersetzt werden. In ihren Liedern setzen Mal élevé (32) und Carlito (34) das Spiel mit der Sprache fort. Sie sind mit Deutsch und Französisch aufgewachsen, sehen in dem Sprachenmix aber auch eine Botschaft. „Für uns hat die Welt tausende Sprachen und wir halten nichts von Nationalstaaten“, sagt Mal élevé.
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Ihr neues Album ist trotz aller Politik bestens zum Tanzen geeignet, ganz so, als habe die Band beim Songschreiben nebenher Radio gehört: das Beste von damals und die Charts von heute. Der Schrei-Refrain aus „Jetzt ist Schluss“ weckt Erinnerungen an Limp Bizkit. Die Bassline von „Privatisation“ reißt mit wie die des Partysongs „Good Feeling“ von Flo Rida. Und Ton, Steine, Scherben nicken die Rebellen mit einem abgewandelten Zitat zu: „Wir machen platt, was uns platt macht.“ „Letztendlich ist unsere Musik eine Mischung aus den Elementen, die jeder der Band gerne hört“, sagt Mal élevé.
Damit ist es für Irie Révoltés aber nicht getan. Seit Jahren engagieren sie sich für soziale Zwecke wie die Trinkwasser-Initiative Viva con Agua oder das Projekt Rollis für Afrika. „Für uns bedeutet das hier mehr als nur Musik. Wir leben, was wir singen, unsere Lyrics sitzen tief“, rappen sie in „Fäuste hoch“ – und die Lyrics sind eindeutig: „Für immer Antifaschist!“ Die Zeit des Abwartens ist vorbei, das ist die entschlossene Botschaft. „Es ist unfassbar, dass in der heutigen Zeit nach wie vor Menschen in Deutschland in Angst vor rassistischen Übergriffen leben müssen“, empört sich Carlito. Und Mal élevé erinnert sich an den Moment, als er aus der Zeitung vom mutmaßlich fremdenfeindlichen Übergriff auf eine geplante Asylunterkunft in Tröglitz erfuhr: „Ich hatte Wut im Bauch!“
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Seit 15 Jahren singen Irie Révoltés nun schon mit ihrer Wut gegen das Wegsehen, die Tatenlosigkeit und die schweigende Zustimmung an. Nicht nur das, sie agitieren. Die gute Laune kommt trotzdem nie zu kurz. „Wir wollen die Menschen motivieren, selbst zu denken und aktiv zu werden. Das funktioniert eher über einen positiven Reiz“, sagt Carlito. Fans sommerlicher Beats und Rhythmen bekommen daher auch beim neuen Album einen kurzweiligen Soundtrack für lange Abende mit Freunden auf die Ohren. Vorausgesetzt, sie schrecken nicht davor zurück, den Badesee oder den Garten zur politischen Arena zu machen.
Irie Révoltes spielen am 11. Oktober in der Muffathalle
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