In menschliche Dimensionen geführt

Geigerin Isabelle Faust und das Münchener Kammerorchester im Prinzregententheater
von  Christa Sigg

Wagners Waldweben wäre wahrscheinlich ideal gewesen. Aber dass sich am Ende eines moussierenden Konzertabends mit dem letzten der Wesendonck-Lieder schwüle Treibhausatmosphäre im Prinzregententheater ausbreiten durfte, ging schon auch in Ordnung. Schließlich wollten alle noch einen feinen Happen von Isabelle Faust, dieser umwerfenden Geigerin, die eh viel zu selten in München vorbeischaut. Und just die „Träume” hatte der Meister selbst für die Violine eingerichtet – und damit dem Programm des Münchener Kammerorchesters eine wunderbar schillernde, wenn nicht sogar widersprüchliche Zusammenfassung beschert.

Zumal nach Igor Strawinsky, für den das Werk Wagners ein „heroischer Klempnerladen” war. Doch bei aller bekenntnishaften Klarheit und den Rückgriffen auf die französische Musik des 17. Jahrhunderts liefert das Ballett „Apollon Musagète” zwischendurch auch einen federnden, schwebenden Streicherklang, den das Kammerorchester genüsslich auskostete. Auf der anderen Seite hätte man die auf seltsame Spitzen getriebene formale Zähmung gerne etwas deutlicher, ja pointierter vernommen.

Dafür entwickelten Alexander Liebreichs Musiker in Georg Friedrich Haas’ „Chants oubliés” geradezu magische Kräfte. War’s die Trompete? Oder die Bratsche? Das Wechselspiel von Streichern und Bläsern gelang frappierend, und aus nebligem Flirren funkelten Andeutungen von Feuerzauber, Waldweben. Eigentlich der Gipfel – wäre da nicht Isabelle Faust gewesen, die Brahms’ Violinkonzert noch im Sog der Finalsatz-Rasanz in zutiefst menschliche Dimensionen führte, eindringlich im Ton, unprätentiös. Schon ihre Wahl der Busoni-Kadenz mit bedrohlich anschwellendem Paukenwirbel sprach für sich. 

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