Howard Arman dirigiert Rossini und Verdi

Howard Arman dirigiert Rossinis "Stabat Mater" und Verdis "Quattro Pezzi Sacri" im Herkulessaal
Robert Braunmüller / TV/Medien |
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Howard Arman, der künstlerische Leiter des Chors des Bayerischen Rundfunks.
Bayerischer Rundfunk Howard Arman, der künstlerische Leiter des Chors des Bayerischen Rundfunks.

Howard Arman dirigiert Rossinis "Stabat Mater" und Verdis "Quattro Pezzi Sacri" im Herkulessaal

"Italianità“ lautete die Überschrift dieses Konzerts. Da geht einem natürlich gleich das Herz auf. Sommer, Sonne, Genuss. Dolce Vita, Pasta, Pizza. Und eine schöne Frau knattert auf einer Vespa vorbei, während man in einer Bar ein Glas Rotwein leert.

Kann geistliche Musik aus Italien da mithalten? Der Chor des Bayerischen Rundfunks sang zum Saisonauftakt im immer etwas schwülen Herkulessaal das „Stabat Mater“ von Gioachino Rossini und die „Quattro Pezzi Sacri“ des späten Giuseppe Verdi.

Für Italianità müssen da in erster Linie die Interpreten sorgen: Rosa Feola (Sopran), Dmitry Korchak (Tenor) und Mika Kares (Bass) sangen bei Rossini vor allem lateinische Oper. Das heißt: Es ging direkt und kraftvoll zu. Nur Gerhild Romberger (Alt) kultivierte einen eher am deutschen Oratorium geschulten, etwas ernsteren Stil.

Italianità bedeutet auch Lässigkeit. Von der hat Howard Arman einiges zu bieten: Verdi bestand darauf, dass seine „Laudi alla vergine Maria“ von vier Solistinnen gesungen werden. Egal – hier sang der volle Frauenchor, obwohl es wahrscheinlich kein Problem wäre, diese Soli aus dem Chor zu besetzen. Leider hatte Arman aber auch keine Idee, wie dieses sanft archaisierende Stück zu klingen habe: Es war einfach nur ein beliebiger Frauenchor a cappella, wie schon zuvor Verdis „Ave Maria“ nobel und leicht oberstimmenbetont interpretiert wurde.

Und dann fährt die Vespa vorbei

Für Arman ist Verdi offenbar der „Bauer von Le Roncole“. Und Rossini bewirtschaftet die Nachbarfelder. Wenn sich die beiden Herren ein „sotto voce“ – also gedämpfte Stimme – wünschten, bekamen sie den üblichen rustikalen Chorklang. Kein Dolcissimo im Orchester wurde auch nur dolce gespielt. Die vier Mezzoforte-Akkorde am Anfang von Verdis „Stabat Mater“ klangen nicht anders als das folgende Forte. Und so weiter und so laut.

Aber, wie gesagt, die knatternde Vespa gehört eben zur Italiantà. Und dann steht man in der Bar und der Wein ist bei näherem Hinschmecken auch nicht aus Italien. So war’s auch hier: Das Münchner Rundfunkorchester – durchaus zu einer lateinischen Klangkultur fähig – spielte treudeutsch, satt und warm. Wenn Hörner klangen, wähnte man sich im „Freischütz“. Das wäre anderswo schön und bringt uns zum Grundproblem, bei dem sich Howard Arman nicht von seinem Vorgänger Peter Dijkstra unterscheidet. Chordirigenten interessieren sich zu wenig für das Orchester. Und hier muss man leider sagen, interessierte sich der Dirigent auch viel zu wenig für die Musik.

Das mag hart klingen. Aber genau so ist es auch gemeint. Wir stehen hier und können nicht anders. Denn vor kaum zwei Wochen war Verdis Martin Luther in der Stadt: Riccardo Muti dirigierte das „Requiem“. Mit dem gleichen Chor, einstudiert von Howard Arman. Man möcht’ es kaum glauben.

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