Herrliche Duftnoten: Der Tubist von LaBrassBanda im Interview
Vor zehn Jahren war Andreas Martin Hofmeir Akademist bei den Münchner Philharmonikern – da trat er in Lackschuhen auf. Heute kennt man ihn vor allem als barfüßigen Tubist von LaBrassBanda. Am Sonntag kehrt er mit einem Kabarett-Konzert unter dem Titel „Lackschuh oder Barfuß“ zum Orchester der Stadt zurück.
AZ: Herr Hofmeir, außer Lackschuh und barfuß gibt’s doch auch noch strumpfsockert – wär’ das nix?
ANDREAS MARTIN HOFMEIR: Nein – weil’s scheiße aussieht. Man fällt leicht hin. Ich spiele aber nicht barfuß, um den Boden besser zu fühlen, sondern weil ich so vergesslich bin. Es ist schwer, auf die Schnelle Ersatz-Lackschuhe in Größe 46 aufzutreiben.
Sind Sie so schlampig?
Unpünktlich auch. Als Orchestermusiker muss man rechtzeitig da sein, mit geputzten Lackschuhen und im Frack. Als ich im Linzer Brucknerorchester gespielt habe, gab es unter Kollegen das geflügelte Wort: Die Vorstellung fängt an, wenn der Hofmeier da ist.
Das sagt man auch von Valery Gergiev in St. Petersburg. Kommt der in Ihrem Programm auch vor?
Außer dem Tuba-Konzert von Jörg Duda wird ja russische Musik gespielt – Ausschnitte aus Prokofjews „Romeo und Julia“. Da kommt man an Gergiev nicht vorbei.
Prokofjew und Duda – das ist eine Stunde Musik. Was passiert noch?
Der erste Teil ist mehr ein Theaterstück über eine Anspielprobe. Dazu schaut man per Video ins Zimmer der Orchesterwarte. Da bin ich – mit diesen Herren, zwei Cellisten und einem Hornisten, dessen Instrument repariert werden muss. Wenn Prokofjew gespielt wird, machen wir Brotzeit und lesen Zeitung. Während des Tuba-Konzerts passiert bei den Orchesterwarten dann fast nichts mehr.
Wie sind Sie auf diesen Abend gekommen?
Ich hab’ einmal eine Dokumentation über den FC Bayern gesehen, die sich um den Busfahrer gedreht hat. In dem Moment war mir der Verein sympathisch – ich bin ein Anhänger des 1. FC Nürnberg. Nach meiner Erfahrung drängt sich bei den Philharmonikern alles im Orchesterwartszimmer zusammen. Und in der Arbeit im Hintergrund stecken nun mal die schönsten Geschichten.
Ein dokumentarischer Abend also.
Mein Stück ist aus lauter wahren Sätzen zusammengesetzt. Ich habe die Philharmoniker eineinhalb Jahre begleitet und bin mit nach Japan gefahren, Dabei bin ich auch als Tubist eingesprungen.
Eigentlich ist die Tuba doch kein lustiges Instrument wie das Fagott.
Sie stellt grässliche Viecher wie den Drachen in Wagners „Siegfried“ dar oder schildert Naturkatastrophen. In Prokofjews Oper „Die Liebe zu den drei Orangen“ ist sie für die Fürze der Köchin zuständig, die von einem Bass gesungen wird. Das war die erste Oper, die ich als Tubist gespielt habe. Das hat mich geprägt.
Ein junges Instrument ist die Tuba auch.
Das zweitjüngste im Orchester. Erfunden wurde es Mitte des 19. Jahrhunderts, noch vor dem Saxofon, das aber nie richtig heimisch wurde. Die Komponisten haben sich Tuba als Kontrabass des Blechs immer gewünscht. Aber weil wir manchmal wenig zu tun haben, gab es früher auch Stellen mit Verpflichtung zum Busfahren.
Ein Instrument für starke Persönlichkeiten also.
Als Tubist gehörst du zu keiner Gruppe – wie die Harfe. Man muss besonders aufpassen, um keinen Einsatz zu verpassen – außer, man hat einen Kollegen an der Bassposaune, der in seiner Stimme stehen hat, wann der den Tubisten wecken muss.
Was macht der Tubist zwischen den Einsätzen?
In der Oper wird viel Buch gelesen. Bei Konzerten ist das streng verboten. Man hört zu. Deshalb empfiehlt es sich, in einem guten Orchester wie den Münchner Philharmonikern zu arbeiten. Sonst ärgert man sich nur dauernd.
Gasteig, Sonntag, 19 Uhr, einzelne Restkarten. Gestern erschien Hofmeirs neue CD „On the Way“ mit Dudas Tubakonzert, begleitet von den Münchner Philharmonikern, bei Sony