Herbstblues ohne schlimme Folgen

Carolin Widmann und die Akademie für Alte Musik aus Berlin im Prinzregententheater
Robert Braunmüller |
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Wer nach ein paar stinknormalen Symphoniekonzerten wieder einmal ein erstklassiges Originalklang-Ensemble hört, dem gehen die Ohren auf. Bei der Akademie für Alte Musik Berlin sind die Bratschen nicht einfach nur die Alt-Lage der Violinfamilie, sie klingen auch einen Spur dunkler. Auch die übrigen Streicher und Bläser haben eine ganz eigene persönliche Farbe. Sie sorgt bei frühklassischer Musik für Charakter und vertreibt die akademische Glätte.

Wunderbar auch die beiden Fagotte im Konzert von Johann Baptist Vanhal. Sie tönten rauh und dunkel, fast wie Saxofone und verbreiteten im eindrucksvollen langsamen Mittelsatz einen wohllautende Herbstblues. Zum Klang des Orchesters passte der recht herbe, vibratolose Ton der Geigerin Carolin Widmann im Konzert A-Dur von Franz Benda, einem weiteren komponierenden Böhmen. Auch die Bekanntschaft mit der Solo-Sonate a-moll von Johann Georg Pisendel bereicherte: Bachs Partiten standen im zeitgenössischen Komponieren nicht allein.

Erfreulich auch, Mozarts wundervolles Violinkonzert G Dur KV 416 nicht als Vorspeise zu Tschaikowsky oder Bruckner serviert zu bekommen, sondern als Hauptgang des Abends. Carolin Widmann spielte engagiert und auf den Dialog mit ihren Kollegen bedacht, die im Rondo die überraschenden Wendungen ausgesprochen frisch herausbrachten. Zum guten Ende stellte sich die Geigerin bei der g-moll-Symphonie von Leopold Kotzeluch neben den Konzertmeister Stephan Mai. Auch bei diesem Werk des musikalischen Sturm und Drang kamen die Qualitäten des Orchesters bestens heraus: Sie spielen farbig und vital, doch mit jener angenehm herzlichen Bedächtigkeit, die vor der hyper-nervösen Zappelei anderer Originalklang-Ensembles unterscheidet.

Wen’s nun reut, diese Abenteuerreise durch die Musik der frühen Klassik im wohlgefüllten, aber nicht ausverkauften Prinzregententheater verpasst zu haben: Die Akademie für Alte Musik Berlin gibt bis Juni dort noch drei weitere Abende mit Musik des 18. Jahrhunderts. Im nächsten Konzert begleitet das Orchester unter René Jacobs am 11. 12. den fabelhaften Countertenor Bejun Mehta. Im Februar folgt ein Abend mit dem italienischen Gambisten Vittorio Ghielmi, und am 25. Juni spielen die Berliner Johann Sebastian Bachs spekulatives Spätwerk „Kunst der Fuge.

Infos und Karten unter www.winderstein.de
 

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