Henning Wehland: Warum ihm klare Botschaften so wichtig sind
Henning Wehlands (47) neues Album heißt "Gesetz der Toleranz" und erscheint am heutigen 11. Oktober. Der 47-Jährige bezieht damit ganz klar politisch Stellung. "Ihr seid alle eingeladen, nur die Nazis nicht", heißt es etwa in seinem Song "Es brennt noch Licht in der Stadt". Klare Botschaften zu senden, ist dem Sänger wichtig, erzählt er im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. "Ich glaube, das ist für mich persönlich, aber auch für die Menschen, die ich beeinflussen will, enorm wichtig." Rechtes Gedankengut stelle "eine ganz große Gefahr in der Mitte der Gesellschaft" dar.
Hier können Sie das Album "Der Letzte an der Bar" von Henning Wehland kaufen
"Das Gesetz der Toleranz ist für mich der Grundsatz, im Gespräch mit Menschen zu bleiben. Was mir momentan in der Gesellschaft fehlt, ist, dass man sich einfach nicht mehr miteinander auseinandersetzen kann, egal, ob man gleicher oder unterschiedlicher Meinung ist". Grundsätzlich verstehe er Toleranz als einen Charakterzug, "der wichtig ist, um mit Menschen überhaupt erst einmal ins Gespräch zu kommen. Es gibt da auch eine klare Abgrenzung zur Akzeptanz. Toleranz hört da auf, wo es Überschneidungen von Freiheiten Dritter gibt, die ich politisch einfach nicht mehr akzeptieren kann oder möchte."
Will Henning Wehland noch immer Oberbürgermeister von Münster werden?
Henning Wehland hat sich auch selbst schon politisch engagiert: Vor Kurzem machte er ein einwöchiges Praktikum beim Oberbürgermeister von Münster. Dafür hat er sogar zum ersten Mal in seinem Leben eine Bewerbung geschrieben. "Ich habe tatsächlich im Internet recherchiert, wie man Bewerbungen schreibt. Da gab's auch ein Formular für die Bewerbung als Praktikant bei einem Oberbürgermeister", erzählt Wehland. "Rückblickend muss ich sagen, dass ich da wirklich sehr positiv überrascht war, mit welcher Hingabe Markus Lewe [Oberbürgermeister von Münster, Anm. d. Red.] das macht und würde gerne in Zukunft auch das weitere Geschehen verfolgen." Wehland habe "als objektiver Beobachter der Politik und der Politiker den Beruf schwer unterschätzt".
Zunächst sollte man sich mal an die eigene Nase fassen und nicht am Stammtisch darüber schwadronieren, wie schlimm die Politiker oder die "Menschen da oben" vermeintlich sind. Zudem sei der Tagesablauf eines Politikers so unglaublich vielfältig - "von Taubenzüchter bis Verwaltungsvorstand, von Ratssitzung bis Haushaltsdebatte müssen da Entscheidungen getroffen und gefällt werden", erzählt Henning Wehland von seinen Erfahrungen. Im Gespräch mit der "Bild"-Zeitung kündigte er im August an, selbst einmal Oberbürgermeister von Münster werden zu wollen.
"Was ich damit eigentlich ausdrücken will: Es geht nach wie vor darum, dass wir in einer Demokratie leben und wir eine Verantwortung haben, die wir uns von niemandem nehmen lassen dürfen", so Wehland. "Das bedeutet vielleicht auch, dass man auch mal Jobs für die Gemeinschaft übernehmen muss. Wenn das der Job des Oberbürgermeisters ist, würde ich den theoretisch auch machen. Aber es ist jetzt nicht mein sehnlichster Berufswunsch gewesen, OB von Münster zu werden. Grundsätzlich geht es mir darum, dass wir nicht nur alles blödreden, sondern auch verstehen, was Politik im Alltag bedeutet."
So hat ihn seine Frau inspiriert
Das Album ist jedoch nicht nur politisch, Wehland holt mit dem Song "Heiße Liebe" auch den Sommer auf seinem Album zurück. Sein Lieblingseis ist das aber nicht: "Um ehrlich zu sein, hasse ich Vanilleeis mit heißen Kirschen. Aber ich finde das Bild ganz schön. Meine Frau und ich haben in Berlin-Mitte einen kleinen Italiener und gerade im letzten Jahr, wo der Sommer ja so unfassbar heiß gewesen ist, ist sie dann eben in diese Eisdiele gegangen und hat sich ein Eis geholt. Dieses Strahlen und dieses Lachen, mit dem sie immer aus der Eisdiele herausgekommen ist, hat mich zu diesem Song inspiriert."
Doch auch von Superhelden im Alltag handelt das Album: In einem Song singt Wehland über "Peter Punker". "Eine Figur, die ich teilweise in meinem eigenen Umfeld auf dem Schulhof hatte - Menschen, die ich gar nicht wahrgenommen hatte". "Peter Punker" setze sich aus Punker, Peter Pan und Peter Parker, also Spider-Man, zusammen. "Das ist für mich der Peter Punker, der mit seinem Joghurt im Rucksack immer vorne im Bus sitzt, eigentlich von allen belächelt wird, aber ein großer Superheld sein kann."
- Themen: