Helge Schneider auf „Ene mene mopel“-Tour

Putzmunter, quirlig und ganz der Alte: Helge Schneiders Auftritt im Circus Krone im Rahmen seiner „Ene mene mopel“-Tour
Philipp Seidel |
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Er sitzt mit Karo-Sakko und Sonnenbrille so lässig am Flügel, wie ein alternder Playboy im Cabrio-Fenster hängt. Über den Playboy kann man lächeln, über Helge Schneider lachen.

Am Sonntag, dem abschließenden dritten Münchner Auftritt im Circus Krone, war er bestens aufgelegt. Und das war nach seinem eher müden Promo-Gig zum „Ene mene mopel“-Programm vor einigen Monaten nicht zu erwarten.

Seinen Auftritt am Donnerstag hatte er noch sehr kurzfristig wegen einer Erkältung abgesagt, und beinahe hätte am Sonntag noch der großflächige Stromausfall seinen Auftritt platzen lassen. Nach der Vorstellung dürften die meisten Enttäuschten aber wieder versöhnt sein: Helge Schneider hat viele seiner bekannten Stücke wie „Es gibt Reis, Baby“, „Texas“ und „Ich drück die Maus“ gespielt und in die vertrauten Texte wunderbare kleine Mini-Dramen eingebaut.

Blödeln mit Jazz

Im stürmisch begrüßten Lied „Wurstfachverkäuferin“ spielt er zum Beispiel eine Kundin, die nach „eineinhalb My Teewurst“ zum Kaffee verlangt. Dann erzählt er von seinem Besuch in jungen Jahren beim Berliner Jazzfest, wo er, der Mittellose, sich drei Tage lang von Sternchennudeln und einem Maggiwürfel ernährt hat – „klein essen, groß denken!“. Um über die Geschichte einer Stadtrundfahrt mit einem Nicht-Treffen mit Duke Ellington zu dessen „Mood Indigo“ überzuleiten.

Fluch der Multi-Begabung: Helge Schneider kann es seinem Publikum kaum wirklich recht machen. Blödelt er zu viel herum, sind die Jazz-Freunde enttäuscht. Macht er zu viel Musik, machen die Freunde der Geschichten lange Gesichter.

Im Circus Krone ist die Mischung genau richtig, die Stimmung ist nahezu ausgelassen. Irgendwann macht sich das Gelächter gar selbständig: Da freut sich das Publikum über das laute Lachen eines einzelnen Zuschauers.

Schniepelschrumpfungen in deutschnationalen Unterhosen

Helge Schneider baut da gerade sein Cello auf der Bühne auf. Mit dessen Hilfe erzählt er lautmalerisch die Geschichte vom Bauer Erwin – eine Art „Peter und der Wolf“ vom deutschen Bauernhof. Und er legt eine dermaßen schräge Interpretation der Nationalhymne hin, dass es zu massenhaften Schniepelschrumpfungen in deutschnationalen Unterhosen gekommen wäre. Aber solche Fans hat Helge Schneider nicht.

Großen Applaus gibt es auch für Schneiders unendlich geduldige Mini-Band: Peter Thoms am Schlagzeug und Rudi Olbrich am Kontrabass. Die beiden müssen weite Teile des Abends auf ihre Einsätze warten, während ihr Band-Chef über die Bühne tobt, seinen wunderbaren Quatsch erzählt und seine erstaunlichen Verrenkungen macht. Er fährt Schlittschuh in Steppschuhen und spielt auf einer nur dafür auf die Bühne gestellten Leiter seine etwa zehnsekündige Lieblingsszene aus „Der Glöckner von Notre Dame“ nach.

Gegen Ende noch eine Verneigung vor dem Auftrittsort: Von Beethovens „Mondscheinsonate“ leitet Schneider über zu „In München steht ein Hofbräuhaus“. Und als Zugabe greift er zum Saxofon und erschafft mit Thoms und Olbrich schönste Nachtclub-Atmosphäre. So endet elegant ein sehr lustiger Abend mit einem der besten Unterhalter des Landes. 

Helge Schneider tritt heute, 20 Uhr, im Kloster Andechs auf (Restkarten: www.eventim.de)

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