Heiter und humoristisch
Der Komponist nannte sie eine Symphonie mit „vorwiegend heiterem, humoristischem Inhalt“. Das passt nicht recht zum landläufigen Bild vom Tragiker Gustav Mahler, und so laden viele Dirigenten auch seine Siebte mit pfundweise Weltschmerz auf, der so nicht ausdrücklich in der Partitur steht.
Anders Gustavo Dudamel. Der Heißsporn aus Venezuela machte bei seinem ersten Konzert mit den Münchner Philharmonikern ernst mit der Heiterkeit. Die Überlagerung zweier Märsche am Schluss des ersten Satzes – bei vielen seiner Kollegen Anlass zu einer düsteren Apokalypse – war bei ihm ein Fest prallen Lebens. Und plötzlich wirkte das sonst eher irritierende Tamburin-Flirren konsequent als letzte dionysische Ekstase.
Dudamel durchlebt und durchschwitzt die Musik Mahlers nicht, er stellt sie nachschöpferisch dar. Und das macht er ausgesprochen überzeugend. Im Andante amoroso war der Klang ganz auf die Diskretion der Mandoline und der Gitarre im Orchester abgestellt. Die beiden Nachtmusiken ließ Dudamel vielleicht etwas zu direkt spielen, was den Gewohnheiten des Orchesters entgegenkam. Er milderte die Bierzeltwalzerseligkeit im Scherzo nicht im Geringsten und entdeckte (fast) einen Tango.
Über das Finale haben schon viele Mahlerianer die Nase gerümpft. Ist das „Meistersinger“-Festwiesenjubel im Quadrat? Oder gar blanker Hohn in C-Dur? Viele Dirigenten sind an diesem Satz gescheitert. Dudamel verweigerte jeden Tiefgang. Er nahm es heiter, als Jux, Gaudi und Satire ohne doppelten Boden. Und das ist vielleicht doch die klügste Antwort.
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