Hauschka und die Münchner Philharmoniker in der Muffathalle

Der Pianist Hauschka und Mitglieder der Münchner Philharmoniker spielen grenzüberschreitend in der Muffathalle
Adrian Prechtel |
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Der Pianist Hauschka und Mitglieder der Münchner Philharmoniker spielen grenzüberschreitend in der Muffathalle

Hipsterbärtchen, elegante Wollmützchen, schöne junge Frauen, casual-elegante Ewig-Jungs, die meisten etwas Ü-30, also im besten Alter. Wenn das das moderne Klassikpublikum ist, bräuchte man als Intendant klassischer Klangkörper keine Zukunftsängste zu haben.

Aber so leicht ist es nicht, sie zwischen die Best Ager in den Silbersee der Konzertsäle zu locken. Denn so ein Konzert in der gut gefüllten Muffathalle wäre nicht einfach in die Philharmonie übertragbar. Es ist auch das Ambiente der lässigen dunklen Halle, des dezenten, aber pop-konzertfarbigen Lichtdesigns, das eine intime Atmosphäre schafft.

Cum tempore kommt Volker Bertelmann, der sich als Künstler Hauschka nennt, lässig mit Turnschuhen und Schlabbersakko auf die Bühne, mit ihm acht Münchner Philharmoniker – ein Streichquintett mit Klarinette, Bassklarinette und Percussion. Nach sympathischen Einführungssätzen vom Klavierhocker beginnt das Stück „Trost“ mit getragenen abfallenden Tonleitern, in die sich immer mehr die Streicher einklinken, zeitlich leicht versetzt, so dass sich in dieser fast barock anmutenden Melancholie belebende, sanft flirrende Dissonanzen ergeben.

Sphärische Grundatmosphäre

Komponisten wollen – zu Recht – nicht verglichen werden. Aber um Musik zu beschreiben, braucht es Bilder. Und so muss man sich die Musik von Hauschka vorstellen als rhythmisch-melodiöse Schleifen, in die weitere Melodie-Fragmente eingespielt werden. Das klingt dann so, als ob man den Barock-Loop-Komponisten Michael Nyman und den 1992 gestorbenen Avantgardisten John Cage kombiniert. Und sein Flügel ist „präpariert“, also in manche Saiten Verschiedenes eingeflochten oder darauf drapiert, so dass der Klangs leicht verzerrt oder verschieden eingefärbt wird.

Hauschka gelingt es, beim Publikum große Konzentration zu erzeugen, es tranceartig zu packen, was auch daran liegt, dass er klanglich bis auf die zwei Schlussstücke die Klangmöglichkeiten der Formation Oktett mit ihm am Flügel nicht ausreizt, sondern eine sphärische Grundatmosphäre zwei Stunden ohne Pause durchhält. Und das Publikum macht konzentriert verzaubert mit.

Dass das alles nie eintönig ist, verdankt sich der ausgefeilten, belebend-komplizierten, jazzigen Rhythmik der Musik. Und Hauschkas Beitrag zur aktuellen Diskussion um Einwanderung und kulturelle Identität, sind wenige Bühnenworte, und eine Komposition: „Don’t Forget“ – ein Klanggemälde, als ob eine lässige Kletzmer-Combo lachend durch eine Landschaft mit Dörfern und Froschteichen ziehen würde. Im Hintergrund wummern hin und wieder Bass-Schläge – vielleicht eine Drohung?

Am 24. Januar spielen die Philharmoniker im Postpalast, Wredestr. 10 unter Maxime Pascal Werke von Beethoven und Phil Glass. Das Konzert und das anschließende Fest wird von den Vier Videojockeys mit einer 800 qm großen Rundumprojektion illuminiert. Karten ab 15 Euro unter % 548181400 und unter www.zuendeln.de

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