Hartnäckige Leidenschaft

Tschaikowskys „Jolanta“ in einer konzertanten Produktion des Gärtnerplatztheaters in der Alten Kongresshalle
von  Christa Sigg

Nichts in der Musik deutet darauf hin, dass sich diese traurige Geschichte am Ende doch noch zum Guten wendet: Dem blinden Königstöchterlein Jolanta wird auf Papas Anordnung verschwiegen, dass es auch Menschen gibt, die sehen können. Aber wie das Leben so spielt – ein Prinz verliebt sich in die Holde, plaudert, doch zum Glück gibt es einen Arzt, der sie heilen kann. Am Ende preisen alle den lieben Gott. Jetzt darf die Musik endlich jubeln.

Tschaikowskys letzte Oper „Jolanta“ steht vor allem deshalb immer wieder auf dem Programm, weil sie für Sopran, Tenor und Bass eine Menge herrlichster Momente enthält. Sie gehören zu den schönsten Einfällen des Komponisten. Intendant Josef Köpplinger hat für die konzertanten Aufführungen des Gärtnerplatztheaters in der Alten Kongresshalle bei der Auswahl der Sänger ein glückliches Händchen bewiesen. Es muss ja nicht immer Anna Netrebko sein, die als Jolanta nahezu überall, auch in München glänzte.

In der Titelpartie kann die armenische Sopranistin Liana Aleksanyan ihr angenehmes lyrisches Timbre mit aller Eindringlichkeit entfalten. Der chilenische Tenor Felipe Rojas Velozo (Graf Vaudémont) fällt zwar stilistisch ein wenig aus dem Rahmen, aber man glaubt ihm die hartnäckige Leidenschaft und Ehrlichkeit seiner Gefühle für Jolanta. Ein Highlight: der grandiose, stämmige Bass, mit dem der Ukrainer Sergey Kovnir als König die Strenge und Liebe des Vaters mit unmissverständlichem Nachdruck zelebriert. Und auch der Bariton Gennadii Vashchenko als Vaudémonts Konkurrent Robert von Burgund bietet weit mehr als übliche Opern-Routine.

Dirigent Marco Comin hat die Solisten, den Chor und das Orchester fest im Griff. Man kann diese Musik verhaltener, lyrischer musizieren. Insoweit bleibt ein kleiner Rest an Wünschen offen. Das sollte aber keinen Tschaikowsky-Fan abhalten. Es lohnt sich.

Nochmal 17., 19. und 20. Februar 2014; Karten: 2185-1960

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