Hansjörg Albrecht mit Händel im Gasteig
Zuerst die schlechte Nachricht: Bei der Aufführung von „Israel in Egypt“ war der Gasteig höchstens halb voll. Verständlicherweise wollte der Münchener Bach-Chor Georg Friedrich Händels Oratorium frisch nach dem Konzert in Ottobeuren auch zu Hause singen. Aber die Gesetze des Münchner Konzertjahrs sind ehern: Zwischen Pfingsten und dem Wiesn-Ende kommen nur Abonnenten. Und wer die nicht hat, spielt bei schönem Wetter in der Biergartensaison vor vielen leeren Plätzen.
Die gute Nachricht: Wer nicht da war, hat etwas verpasst. Händels musikalische Schilderung der sieben Plagen und des Exodus der Israeliten aus Ägypten kommt der dramatischen Natur des Dirigenten Hansjörg Albrecht entgegen. Und im Unterschied zu vielen Oratorienaufführungen mancher Berufschöre wendet der künstlerische Leiter des Münchener Bach-Chors auch der instrumentalen Seite die nötige Aufmerksamkeit zu. Das Münchener Bachorchester, angeführt vom hoch engagierten Daniel Giglberger, spielte auf modernen Instrumenten im historisch informierten Stil. Und zwar mit vollem körperlichen Einsatz, der nie den Beigeschmack von Kompromiss aufkommen ließ.
Wie in einer Rockband
Ein Kontrafagott legte ein starkes Fundament, die eng mensurierten Posaunen verdickten den Klang nicht, sondern färbten den Chorklang rau ein. Und die beiden Lautenisten hauten auf ihre Instrumente wie die Gitarristen einer Rockband. Das alles trug zur putzmunteren Lebendigkeit der Aufführung bei, die auch im undramatischen, etwas einseitig lobpreisenden zweiten Teil kaum an Spannung verlor.
Albrecht entschied sich für die übliche Fassung ohne den ersten Teil, von dem nur die Ouvertüre gespielt wurde. Der etwa 60-köpfige gemischte Chor sang die Fugen ein wenig sopranbetont. Die tiefen und mittleren Stimmen rückten zu sehr in den Hintergrund. Sonst ist der Klang frisch, hell und transparent. Bei einem Werk wie „Israel in Egypt“, bei dem die Arien und Duette von nachrangiger Bedeutung sind, ist das besonders wichtig.
Als Zugabe wiederholte Albrecht einen Chorsatz – nicht ohne davor die Bedeutung von Händels Werk in zwei, drei Sätzen prägnant zusammenzufassen. Diese Stärke dürfte der Dirigent gerne öfter ausspielen. Sie könnte ein gutes Argument für die vom Chor angestrebte Förderung durch die Stadt sein. Und beim Wechsel in den kleineren Herkulessaal oder in eine Kirche könnte der Funke eines solchen Konzerts noch deutlicher überspringen.
Das Ensemble des Münchener Bach-Orchesters spielt am 23. Juli beim Nymphenburger Sommer im Hubertussaal unter Hansjörg Albrecht Instrumentalmusik der Bach-Familie
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