Große Gaudi mit Igudesman & Joo in der Philharmonie
Mozart mag doch jeder. Denkt man. Das britische Duo Igudesman und Joo wagte im Gasteig eine Kampfabstimmung zwischen Amadeus und James Bond. Mit einer deutlichen Mehrheit im Publikum für die Filmmusik des Agenten Ihrer Majestät.
Dann verspätete sich jemand. Woher er denn käme, fragte der Geiger Aleksey Igudesman den Herrn. Aus München. Er käme aus Russland, antwortete Igudesman, und habe trotzdem pünktlich angefangen. Später klingelte das unvermeidliche Handy. Er sei nicht da, rief Hyung-Ki Joo. Die bisher beste Antwort eines Musiker auf diese Zumutung.
Ein Wunschkonzert gab es auch. Led Zeppelin wurden auf später verschoben. Jemand wollte AC/DC und bekam es auch. Allerdings spielte Joo statt „Highway to Hell“ nur die vier Buchstaben des Band-Namens als Töne am Klavier.
Musikkabarett mit klassischem Hintergrund ist meistens eine bemüht-müde Sache. Bei Igudesman & Joo gibt es keine Sparwitze wie im Fasching oder beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. Die beiden Briten mit russischem beziehungsweise koreanischem Hintergrund gehen in die Vollen und sind dabei zum Weinen komisch. Und die Münchner Symphoniker machen mit, wie man es noch nie von einem Orchester gesehen hat: Die Musiker trugen alberne Perücken und tanzten gewohnt virtuos zwischen allen Stilen und Stühlen auf dem Podium der Gasteig-Philharmonie.
Bach und Vivaldi als Catcher
Das ist bei Igudesman und Joo eine Grundvoraussetzung: Wenn der Donauwalzer von Johann Strauß anfängt, biegt er bald in Richtung Tritsch-Tratsch-Polka ab. Und dann kommt noch ganz was anderes, Jiddisches oder das Hornsolo aus Tschaikowskys Fünfter. Oder die gegeigte Mundharmonika aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ sehr frei nach Ennio Morricone.
Der Humor der beiden Briten ist absurd wie die Sketche von Monty Python. An die erinnerte das Wrestling zwischen Vivaldi und Bach oder der Kung-Fu-Geiger. Das Deutsch der beiden Herren ist bühnenreif, und Rachmaninow gehört ihre ganze Liebe. Zum langsamen Satz aus einem Klavierkonzert brechen alle in Tränen aus. Später spielt Joo ein Klavierstück mit der Hilfe von Holzschablonen: Denn die Hände eines Koreaners sind für die vollgriffige Musik des Russen einfach zu klein.
Hinreißend albern die Südamerika-Parodie „Uruguay“. Igudesman nimmt auch mal einem Milchschäumer als Saiten-Vibrator. Auch die drei goldenen Regeln im Musikbusiness kennen wir nun: Erstens: Immer lächeln! Zweitens: Bekannte Melodien spielen. Drittens: Ganz viel angeben! Das alles haben Igudesman und Joo perfekt drauf. Wunderbar!