Greifbare Stars
Im Fast-Food-Restaurant am Ostbahnhof singt ein Jugendlicher mit Baseball-Kappe „You don’t have my number”. Später, auf der Toilette in der Theaterfabrik, singt ein Twentysomething im Hoody „You don’t have my number”. Da haben die Foals einen Ohrwurm geschrieben, den sie sehr früh in ihrem Konzert herausschleudern. „My number”, ein Hit, der mit einem dieser afrikanisch angehauchten, rasanten Foals-Riffs beginnt, woraufhin sich die komplexen Rhythmen von Gitarre, Bass und Schlagzeug über einer Synthesizer-Klangfläche zu einem mitreißenden Math-Rock-Song addieren.
In ihrem dritten Album „Holy Fire” schlagen die Fünf aus Oxford ihre düstersten Töne an. „Inhaler” entfesselt sich nach einem trügerisch langsamen Vorspiel ins hart Metallische, was nicht nur die Menge endgültig entfesselt, sondern auch Leadsänger Yannis Philippakis, der in die vorderen Reihen springt, die E-Gitarre in der Hand, ein Dive, wie man es heute nicht häufig in Konzerten erlebt.
Ansonsten tüfteln The Foals am Sound, nicht an Ansagen und schon gar nicht an Posen. Der Anschlag von Jack Bevan am Schlagzeug ist antreibend, darüber liegen verspielt die minimalistisch synkopischen Motive von Bass und Gitarre – eine unwiderstehliche Mischung, angeheizt durch eine fulminante Lichtshow, die klug eingesetzt wird. Bei „Spanish Sahara” nehmen The Foals das Tempo heraus, Meeresrauschen auf der Soundspur, kühles Licht, aber beim Refrain wird die Theaterfabrik in warme Rot- und Orangetöne getaucht, während der Song sich episch ausbreitet.
Immer wieder kehren sie zum Indie-Pop ihres ersten Albums „Antidotes” zurück, Philippakis klettert gegen Ende bei „Two Steps, Twice” auf ein Podest am Bühnenrand. Eine Band auf dem Weg nach oben und doch noch greifbar nah. Wer weiß, in welcher Halle sie bei ihrem nächsten Münchner Konzert spielen.
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