Gregory Porter: Botschaften für eine bessere Welt

Mit fast 40 hat Gregory Porter 2010 sein Debüt veröffentlicht. Mit seinem neuen Album „Liquid Spirit“ und Lizz Wright kommt er am Freitag in den Circus Krone
Ssirus W. Pakzad |
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Mit fast 40 hat Gregory Porter 2010 sein Debüt veröffentlicht. Mit seinem neuen Album „Liquid Spirit“ und Lizz Wright kommt er am Freitag in den Circus Krone.

Oft kommen Leute zu mir und fragen, wo ich eigentlich all die Jahre gesteckt habe“, amüsiert sich Gregory Porter. In der Tat ist es verwunderlich, dass ein solch phänomenaler Jazz-Sänger erst heute so richtig durchstartet. Ganz bewusst habe er sein Debüt „Water“ erst 2010, im Alter von fast vierzig Jahren veröffentlicht – nachdem er sich endlich reif genug fühlte.

Der gewichtige Hüne, dem eine Schulterverletzung die mögliche Football-Profi-Karriere versaute, hatte eine überschaubare Gemeinde als Darsteller des Musicals „It Ain’t Nothin’ But The Blues“ beglückt, ehe er sich mit der Idee trug, es als Solo-Sänger zu versuchen. Heute ist der in Brooklyn lebende Kalifornier der Jazz-Mann der Stunde. Diven wie Dianne Reeves reißen sich um ihn als Duett-Partner.

Mit seinem Markenzeichen, der Mütze, die Haar, Hals und Ohren abdeckt, ist Porter derzeit auf den Covers vieler wichtiger Magazine zu sehen. In der internationalen Presse wird der Bariton, der seine tiefe Stimme nach eigener Aussage einer Pankreatitis verdankt, als wichtigster Jazzsänger der letzten Dekaden gefeiert. Und im deutschen Fernsehen läuft ein Spot, der sein neues und drittes Album „Liquid Spirit“ (Blue Note) bewirbt, in der heavy rotation.

Dieser Stimme, in der Jazz, Blues, Soul und Gospel so unwiderstehlich verschmelzen, kann sich niemand wirklich entziehen. Porter singt mit unglaublich viel Können und noch mehr Gefühl – manchmal muss er aufpassen, von den eigenen Emotionen nicht übermannt zu werden.

Seine Stücke mit diesen poetischen, metaphernreichen Texten schreibt er fast alle selbst. „Das Selbstvertrauen kam langsam. Aber dann dachte ich über Sänger wie Billie Holiday, Abbey Lincoln oder Nina Simone nach. Ihre eigenen Songs waren oft besser als die Jazz-Standards, die sie sangen. Wenn sie etwas Persönliches in ihren Liedern preisgaben, traf mich das oft bis ins Mark.“

Porter singt nicht nur über das unvermeidliche Thema Liebe, sondern auch über Sklaverei, die Bürgerrechte... Auf seiner neuen CD hat der den besonders brisanten Titel „Musical Genocide“ untergebracht. „Früher spielten gesellschaftliche Werte noch eine Rolle in der Musik. Aber die Zeiten sind wohl vorbei. Musik ist Kultur und eben nicht nur Unterhaltung. Das Überleben der Menschheit hängt vom Pflegen der Kultur ab. Wenn wir nur noch in einer Welt leben, in der die Verrohung überhand nimmt, sind wir verloren. In vielen Metropolen der USA sterben täglich junge schwarze Männer auf der Straße, einer Straße, die ihnen nicht gehört“, sagt Porter, dessen Bruder 1980 erschossen wurde.

„Schau dir nur Detroit oder Chicago an. Da ist die Mordrate höher als in Bagdad. Wenn es keine Botschaften mehr gibt wie: du bist etwas wert und die Gegend, in der du lebst, ist etwas wert, führt das unweigerlich zur Tragödie.“

Kaufhaus Ludwig Beck, Marienplatz 11, Freitag, 16 Uhr, Eintritt frei: Konzert im Circus Krone, Zirkus-Krone-Str. 6, 20 Uhr (mit Lizz Wright), Eintritt: 31,60 Euro bis 40,60 Euro

 

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