Goldmedaille für die großen Emotionen

Am letzten Wochenende trat Amy MacDonald in Wiblingen nahe Ulm auf – im November kommt sie nach München und wird von schönen Dingen singen
Michael Stadler |
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Am letzten Wochenende trat Amy MacDonald im Kloster Wiblingen nahe Ulm auf – im November kommt sie auch nach München und wird von schönen Dingen, zum Beispiel Fußball, singen

Dunkle Wolken schweben drohend über dem Hof des Klosters Wiblingens, der ehemaligen Benediktiner-Abtei südlich von Ulm. Schottisch könnte man dieses Wetter nennen, aber es tröpfelt nicht mal, und das Fräulein im Glitzermini auf der Bühne hat sowieso schon alle Regensorgen vergessen gemacht. Die Hälfte des Konzerts ist vorbei, das Amy MacDonald mit ihrer fünfköpfigen Band zum Abschluss der viertägigen Open Air Sommerfestspiele Ulm bestreitet, und dann erzählt sie auch noch mit diesem reizenden schottischen Akzent ihrem Publikum, dass sie immer weinen muss, wenn jemand bei den Olympischen Spielen gewinnt, egal, aus welchem Land er kommt. Und man glaubt ihr aufs Wort, würde am liebsten gleich mitheulen.

Die Emotion steht bei der 24-Jährigen aus Glasgow bei aller Professionalität an erster Stelle, auch beim Komponieren, wie sie ein paar Stunden vor dem Konzert in einem wenig lauschigen Trailer beim Interview feststellt. „Jeder Song beginnt damit, wie ich über ein Thema fühle, und handelt damit auch von mir.” Eine ihrer großen Leidenschaften ist dabei der Fußball, zwei Lieder ihres neuen Albums „Life In A Beautiful Light” drehen sich um ihre Liebe für die Glasgow Rangers, „Pride” und das ebenso hymnische „The Green And The Blue”, wobei die Blauen die Rangers sind, die Grünen hingegen der Lokalrivale Celtic Glasgow.

Für einen Rangers-Fan sind es jedoch eigentlich bittere Zeiten: Der Verein musste wegen 170 Millionen Euro Schulden Insolvenz anmelden und darf nun statt in der Premier League in der Third Division gegen Provinzclubs antreten. Aber: „Wir wussten, dass es schlimm wird”, meint MacDonald, „und es fühlt sich gut an, sich wieder auf den Fußball konzentrieren zu können. Wir Freude uns auf die nächste Saison.” So klingt ein treuer Fan, wenn nicht ein Fußballcoach. Nein, meint MacDonald, die Identifikation mit einer Mannschaft sei in Schottland nichts Außergewöhnliches, auch für Frauen nicht, „wir Schotten haben ja den Fußball erfunden”.

Dass sie aber auch noch in ihrer Freizeit Rennen fährt, wie in der Presse zu lesen war, sei einfach unwahr. Sie interessiere sich für Autos, müsse aber nicht mit ihnen auf die Rennstrecke, auch nicht mit dem Ferrari, den sie seit kurzem ihr Eigen nennt. Die erste Single-Auskopplung ihres neuen, dritten Albums, die Uptempo-Nummer „Slow It Down”, handelt von der Notwendigkeit, ein wenig vom Gas zu gehen – ein ganzes Jahr lang hat Amy MacDonald Pause gemacht, um an ihrem neuen Album zu schreiben und mehr Zeit mit ihrer Familie und Freunden in ihrer Heimat zu verbringen.

Die Jahre zuvor preschte sie full speed an die Spitze der Charts und von einem Tournee-Termin zum nächsten. Ihr erstes Album veröffentlichte sie 2007, „This Is The Life” verkaufte sich drei Millionen Mal weltweit und machte die Autodidaktin, gerade mal 20 Jahre alt, auf einen Schlag berühmt. So schnell kann es gehen, so ist das Leben. Das Titellied ihres ersten Albums singt MacDonald natürlich auch beim Konzert in Wiblingen, und in und um Ulm herum können viele in den Text einstimmen. Eine souveräne Band steht MacDonald zur Seite, ihr Folk klingt satt und hell, und es geht auch eher ums Glück bei ihr, um die erfolgreiche Revolution in Ägypten („Across The Nile”) oder die Rettung der chilenischen Minenarbeiter 2010 („Human Spirit”). Zur Zugabe reduziert sich alles auf das Mädchen mit der Gitarre, ein Springsteen-Cover, „Born To Run”, und mehr braucht es dann auch nicht, um all die Ulmer und Angereisten glücklich zu entlassen.

Amy MacDonald tritt am 16. November im Zenith auf, Karten unter Tel. 01805 – 607070 und an allen Vorverkaufsstellen

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