Glanz und Gloria für Klaas
Lobesgesang? Glanz? Ruhm? Nichts davon ist mit dem Bandnamen GLORIA gemeint. Vielmehr befindet sich zwischen der Wohnung von Mark und dem Tonstudio ein Cafè namens Gloria. "Da lag der Name quasi auf der Hand. Wir haben bei der letzten Platte aus Hektik und Zeitdruck eigentlich immer gegenüber beim türkischen Imbissladen Aydin eingekauft, sodass wir uns überlegt haben, dass wir die Band Aydin Market nennen", lacht der ehemalige "Wir sind Helden"-Bassist Mark Tavassol. Spaß scheint bei Klaas und Mark an vorderster Stelle zu stehen. "Wir sind befreundet und machen schon lange Musik zusammen. Irgendwann haben wir dann gemerkt, dass wir doch so produktiv sind, dass wir ein Ziel definiert haben. Man sitzt ja nicht nur am Lagerfeuer und klimpert auf der Gitarre rum, sondern es führt zwangsläufig irgendwohin. Aufhören war keine Option", erzählt Klaas.
Der Background als ProSieben-Moderator bei Klaas und "Wir sind Helden"-Bandmitglied bei Mark scheint hilfreich. Nicht zuletzt auch der Auftritt beim Bundesvision Song Contest 2015 mit dem neunten Platz für ihren Song "Geister". "Ich glaube, man hat am Anfang eine höhere Aufmerksamkeit, die man sich nicht erst erspielen muss, weil die Leute gespannt sind, was da kommt - vermischt mit Voyeurismus, weil natürlich auch der Verdacht im Raum steht: das kann ja nichts werden", resümiert Klaas und gesteht "Ich kann mich ganz gut in die Situation hineinversetzen, wenn man von außen drauf schaut. Ich weiß, wie ich reagieren würde." Jetzt singt der auch noch, könnte man denken. "Genau. Bei Mark natürlich weniger als bei mir. Aber im Verlauf dieser Bandgeschichte, die ja nun schon ein paar Jahre andauert, steht das hoffentlich für sich." Mark schließt sich an: "Wenn wir exakt alle HalliGalli-Fans hätten, würden wir gar nicht wissen, ob wir gute Songs spielen. Auch, wenn es kommerziell toll wäre. Wir wollen natürlich nicht sagen, dass wir nur ganz elitär gehört werden wollen, aber alles, was Mainstream ist, ist was anderes."
Die Songs von GLORIA stehen für gesellschaftskritische Inhalte. So auch die erste Singleauskopplung "Immer noch da" aus dem dritten Album "DA" (seit 13.10. im Handel). Die beiden Musiker heben sich damit bewusst von den Kollegen im Musikgeschäft ab, wie Mark erzählt: "Das Thema Flüchtlinge oder Geflüchtete ist allgegenwärtig, es wird wahnsinnig missbraucht. In Deutschland geht gerade ganz viel zu Bruch. Deshalb sind wir auch soweit gegangen und haben den Albumtitel an ‚Immer noch da‘ angelehnt. Wir würden aber nicht sagen, dass wir alle Leute bekehren wollen, genau das Gleiche politisch zu denken, wie wir denken. Es ist nur so, dass man Musik als Spiel versteht und versucht kommerziell zu sein wie vor allem im Segment Schlagerbranche oder man macht es aus einer inneren Leidenschaft heraus." "Das sehe ich absolut ähnlich", ergänzt Klaas. "Musik ist ein enorm großer Resonanzboden für solche Ansagen. Songs schreiben sollte immer ein bisschen mehr sein, als ein Gespräch."
Trotz Musik wird Klaas Heufer-Umlauf eher als TV-Mensch wahrgenommen. Das scheint das Multitalent aber nicht weiter zu stören. "Der Interessenskonflikt ist bei den Leuten gar nicht so ausgeprägt, wie man vermuten könnte", so der 34-Jährige. Doch wie sieht es mit der Doppelbelastung für Klaas selbst aus? Ständig fürs Fernsehen in der Weltgeschichte unterwegs zu sein und im Anschluss mit GLORIA auf Tour zu gehen, erscheint turbulent. "Die Reisen, die ich für einige Sendungen mache, sind in einer übersichtlichen Zeit. Und den Rest bin ich zu Hause, schlafe viel, esse gut. Das sind die besten Methoden um durchzuhalten."
Während Mark als "Wir sind Helden"-Mitglied die Bühne kennt seine Westentasche, stellt das spielen von Konzerten für Klaas eine ganz eigene Herausforderung dar: "Wenn du aus einem Heißluftballon springst, macht du das einmal und bist froh, wenn es vorbei ist. So sollte man ein Konzert nicht unbedingt wahrnehmen. Ich will das ja gut machen und Spaß haben. Aber ich merke, dass ich da erst auftauen muss. Da hat auch ehrlicherweise die erste Tour nicht gereicht. Anfangs hab ich gar nicht gewusst, was ich machen soll." Mark beruhigt: "Klaas kann auch mehr als er glaubt. Er kommt aus einer Branche, wo zwar viel vorbereitet, aber eben auch improvisiert wird. Davon profitieren wir als Band. Allerdings rufe ich Klaas zwei Tage vor einem wichtigen Konzert prophylaktisch an und schimpfe ihn, warum er sich nicht vorbereitet hat, obwohl ich gar nicht weiß, ob es stimmt. Wenn man sich aber zum Beispiel Gedanken macht, ob man sich in drei Zeilen versingt, kannst du dir nie die Frage beantworten ‚Bin ich in der Musik oder bin ich in Gedanken?‘" – Nun, die Münchner werden es spätestens beim Konzert von GLORIA am heutigen Donnerstag, 30.11., in der Muffathalle erfahren.
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