Giovanni Antonini im Herkulessaal: Der Mittelweg führt zur Quelle der Spritzigkeit

Konzerte mit Wiener Klassik wagen unsere Groß-Orchester eher selten. Da könnte ja irgendein Controller auf die Idee kommen, dass es auch mit ein paar Stellen weniger ginge. Hinzu kommt eine beträchtliche Verunsicherung darüber, wie dieses Musik denn zu spielen sei: im sogenannten Originalklang oder altmodisch. Was in beiden Fällen zu Kompromissen nötigt, die in der Kunst meist wenig Freude auslösen.
Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks begann Mozarts frühe Sinfonie in g-moll KV 183 ziemlich überraschend mit einer Weitung des Klangraums durch die Betonung der tiefen Lage. Das ist überzeugender und musikalischer gedacht als eine Überbetonung der Dramatik der schroffen Musik durch geräuschhaft-ruppiges Spiel, das dem Dirigenten Giovanni Antonini als Mitbegründer des Ensembles "Il Giardino Armonico" nicht fremd ist.
Spontanes und lebendiges Spiel im Herkulessaal
Die Musiker spielten - von kleineren Pauken und der Vermeidung von Streicher-Vibrato abgesehen - auf ihrem üblichen Instrumentarium. Antonini vermied äußerliche Zuspitzungen und krempelte den eher verbindlichen Klang des BR-Symphonieorchesters nicht um. Weil recht spontan und lebendig gespielt wurde, stellte sich allerdings nie der Eindruck von Kompromiss oder eines langweiligen Mittelwegs ein: Mehr gute Laune verbreitete schon länger kein Konzert mehr im Herkulessaal.
Dazu trug auch die vorzügliche, Lyrisches mit Dramatik perfekt ausbalancierende Solistin Lydia Teuscher bei. Sie sang klar, aber nie auf pure Schönheit setzend zwei weniger bekannte Arien, die Mozart als Einlagen für Werke von Kollegen komponierte. Dazu passend gab es noch die eher retrospektive Arie "Infelice!" von Felix Mendelssohn Bartholdy nach einem Text aus dem des 18. Jahrhundert von Pietro Metastasio (Violinsolo: Tobias Steymans).

Im langsamen Satz von Joseph Haydns Sinfonie Nr. 103 "Mit dem Paukenwirbel" wurde über ein paar hübsche Echo-Effekte und das eine oder andere Pianissimo recht munter hinweggespielt. Aber das lässt sich verschmerzen, wenn so spritzig und frisch gespielt wird wie in diesem Konzert. Letztendlich wäre der Herkulessaal für derlei Musik viel besser geeignet, anstatt mit Mühe und Not hier den "Sacre" oder blechgepanzerte Sinfonik zu wuchten. Und von Lydia Teuscher würde man gelegentlich gerne auch ein paar Konzertarien von Mozart mehr hören.
Am Donnerstag und Freitag dirigiert Joana Mallwitz beim BR-Symphonieorchester Werke von Tschaikowsky und Beethoven im Herkulessaal. Karten unter Telefon 0800 5900 594