"George Harrison ist schuld"
Der virtuose Gitarrist Nick Woodland gehört seit den Siebzigern zur Münchner Musikszene. Mit 16 kam er mit seiner Familie nach NRW, sein Vater war beim Militär. Nach der Schule, Anfang der Siebziger, zog er nach München weiter – und blieb für immer. Am Freitag Abend präsentiert er im Ampere seine neue CD „Street Level“. Mit seiner Band spielt er Blues, Pop, Reggae und ein bisschen Country.
AZ: Herr Woodland, wie war die Musikszene Anfang der 1970er in München?
NICK WOODLAND: Es war mir zu hippiemäßig. Es gab sehr viele Deutschrock-Bands, die schlechte Musik machten. Aber es gab ein paar gute Bands, und bei einer bin ich eingestiegen: Sahara. Wir haben eine Platte in den Musicland Studios im Arabellahaus aufgenommen, und der Techniker war Reinhold Mack, der später Produzent von Queen wurde. Er hat mich einigen Produzenten empfohlen, so bin ich in die Studioszene gekommen.
Für wen haben Sie gespielt?
Boney M., Donna Summer, Herbie Mann – viele Leute, die später ziemlich bekannt wurden. Donna Summer habe ich kennengelernt, als sie noch in Kellerlokalen in München gespielt hat. Ich war bei ihrer ersten Platte dabei.
"Schlagerplatten für Peter Alexander"
Aber das war doch ein ganz anderer Stil als Ihrer?
Wir haben auch Schlagerplatten für Peter Alexander gemacht. Es ging nur darum, den Lebensunterhalt zu verdienen.
Wie ist es für einen leidenschaftlichen Musiker, etwas zu spielen, das ihm nicht gefällt?
In dem Alter war das ein toller Lernprozess. Ich spielte zum ersten Mal in professionellen Studios mit professionellen Musikern, die das seit Jahren gemacht haben. Da konnte man nur lernen. Und man musste vielseitig sein, das hat mir gefallen.
Sie haben auch mit The Clash gespielt.
Das ist übertrieben. Die waren schon auseinandergegangen. Joe Strummer (Sänger, Gitarrist und Songwriter, Anm. d. Red.) war in München, um im Alleingang die letzte Platte unter dem Namen The Clash aufzunehmen. Die hat die Band der Plattenfirma noch geschuldet. Strummer hat mich in dem Club „Domizil“ in der Leopoldstraße gesehen, dann hat er mich ins Studio eingeladen, und ich habe auf zwei, drei Songs gespielt. Die Platte, „Cut The Crap“, ist aber Mist.
"Er hatte ein Auge auf meine Freundin geworfen"
Wie war es mit Joe Strummer?
Toll! Das war ein unheimlich netter Kerl. Aber er hatte ein Auge auf meine Freundin geworfen.
Wie ging‘s aus?
Meine Freundin ist bei mir geblieben.
Was haben Sie gemacht, nachdem sie Ende der Siebziger mit der Studioarbeit aufhörten?
Ich habe mich erst mit einem Amerikaner zusammen getan, aber das war mir zu James Taylor-mäßig, sensible Singer-Songwriter-Musik. Irgendwann habe ich meine eigene Band gegründet und mich durch die achtziger Jahre gequält.
Wieso waren die Achtziger so eine Qual?
Ich wollte Rhythm & Blues im Stil der sechziger Jahre spielen. Aber in der Szene gab es nur noch Neue Deutsche Welle, Synthesizer und programmierte Musik wie bei Depeche Mode. Damit konnte ich nichts anfangen.
Fans merken wenn man es ernst meint
Wann war ihre Musik wieder gefragter?
Wenn man das lang genug macht, baut man eine Fanbasis auf, und die Leute merken, dass man das ernst meint, dass man nicht nur Trends folgt.
Was hat sie eigentlich zur Musik gebracht?
Ich wollte Gitarre spielen. Denn ich habe George Harrison von den Beatles gesehen, und dachte: Hey, ich will auch so dünne Beine und eine riesige Gitarre haben. George Harrison ist an allem schuld.
Donnerstag: Ampere, Zellstraße 4, 20.30 Uhr, Tickets an der Abendkasse. Die CD „Street Level“ erscheint bei Enja Records
Weitere Termine:
5.3.: PUC, Puchheim.
12.3.: Hinterhalt, Gelting.
13. und 14.5.: Interim, München
sowie 2.6.: Stadthalle Germering und 18.6.: Lustspielhaus
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- The Beatles