Genau so muss es sein!
Martha Argerich, Antonio Pappano und die Accademia di Santa Cecilia begeistern mit Robert Schumann im Gasteig
Giuseppe Verdis Ouvertüre zu „Luisa Miller“ beginnt mit einer vorsichtig tastenden Melodie. Antonio Pappano lud sie, ohne viel Spektakel zu machen, mit tragischer Bedeutung auf. Und nach ein paar Takten war klar: Dieses Konzert mit der römischen Accademia di Santa Cecilia würde ein besonderer Abend werden.
Dann kam der rare Star: Martha Argerich war schon immer eine der brillantesten Interpreten von Robert Schumanns Klavierkonzert, das sie mit nimmermüder Leidenschaft interpretiert. Aber noch besser als der ekstatische Rausch, den der essigsauerscharfe Steinway ein wenig verdarb, waren die lyrischen Inseln, die sie natürlich und ohne Mätzchen in den Gesamtzusammenhang einflocht. Als Zugabe Schumanns „Von fremden Ländern und Menschen“: ausgefeilt bis ins Letzte und persönlich nuanciert, aber dabei immer natürlich. Was hätte man gegeben, gleich den Rest der „Kinderszenen“ zu hören...
Dafür nach der Pause Schumanns Zweite, von Pappano in der Tradition spätromantischer Massigkeit und großer Streicherbesetzung interpretiert. Das alles wurde freilich mit enormer Sorgfalt und viel Gelassenheit im langsamen Satz umgesetzt. Und auch das Dauerforte im Finale war nicht einfach nur laut, sondern hymnisch wie selten.
Schade, dass dieser Außerordentliche so selten in München dirigiert, weil er sich auf Covent Garden und Rom konzentriert. Neben dem gleichaltrigen Thielemann ist er der Beste seiner Generation, gleichermaßen erfahren mit Oper wie Sinfonik – und gut für jeden Chefposten. Drei Zugaben und wie bei der Argerich stehende Ovationen. Der vorläufige Höhepunkt der Konzertsaison.