Frühling für Countertenöre

Barocke Opernarien mit Valer Sabadus und der Münchner Hofkapelle unter Rüdiger Lotter im Prinzregententheater
von  Robert Braunmüller

Es gibt zwei oder drei Countertenöre, die ähnlich gut sind. Aber keinen besseren. Für ein Konzert kehrte der in Rumänien geborene und in Deutschland aufgewachsene Valer Sabadus ins Prinzregententheater zurück, wo seine Karriere 2009 in der Aufführung einer Vivaldi-Oper durch die Bayerische Theaterakademie begann.

Für lange, getragene Melodien wie Händels „Ombra mai fu“ aus „Serse“ oder „Scherza infida“ aus „Ariodante“ ist seine, helle, klare und durchdringende Stimme ideal. Er beseelt sie durch lebendige Schattierungen der Lautstärke und einen schier unendlichen Atem. Bei aller Kunstfertigkeit wirkt alles, was Sabadus gestaltet, nie manieriert, sondern ganz natürlich – keine geringe Leistung bei einer so artifiziellen Angelegenheit wie der Barockoper.

Eine Entdeckung war auch zu machen: Die Arie „Gelido in ogni vena“ aus Vivaldis „Farnace“, die ähnlich wie im „Jahreszeiten“-Konzert „Der Winter“ ein eisiges Angstgefühl schildert. Die Hofkapelle München unter ihrem Konzertmeister Rüdiger Lotter begleitete den Sänger im seidig historisierenden Streicherklang. Händels Concerto grosso op. 6 Nr. 4 und ein Konzert des kurbayrischen Kammerkapellmeisters Evaristo Felice dall’Abaco waren mehr als nur Beikost. Noch etwas mehr tänzerischen Schwung und zupackende Kraft - und München hätte endlich das Originalklangensemble, das diese Stadt so dringend braucht.

Das enthusiasmierte Publikum erzwang über die vorgesehenen beiden Zugaben aus „Giulio Cesare“ und „Rinaldo“ hinaus noch eine Wiederholung von „Ombra mai fu“. Und die Vorfreude auf das nächste Konzert war da.

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