Freunde unter dem gelben Mond
Wenn Emmylou Harris singt, fließt ihre Stimme silbern um den Bandsound und ihren Duettpartner. Das hat etwas mit Vertrauen zu tun. Zum ersten Mal hat sie mit Rodney Crowell ein Album aufgenommen, auf dem Crowell gleichberechtigter musikalischer Partner ist. Der Ex-Ehemann von Rosanne Cash ist bei uns nicht so bekannt wie Emmylou, schaffte es aber nach Jahren in Harris’ Band zum grammyausgezeichneten Solokünstler im Nashville-System.
„Back When We Were Beautiful” hat mit all seiner pianodräuenden Nostalgie, den Orgeltupfern und der spanischen Gitarre eine so geschmacksintensive All-American-Note, dass er Freunden eher herberer Country-Richtungen leichtes Schädelweh macht. Als Gegenmittel gibt es die Koffein-Injektion „Black Caffeine”, einen aufputschenden Bluesrock und teuflischen Tanz um die Kaffeetasse. Oder das locker die Straße runter rockende Kristofferson-Cover „Chase Of Feeling”.
Schön, dass bei diesem Treffen der Freunde Platz ist für eine texanische Jugenderinnerung wie Crowells „Bull Rider”. Mit Stuart Duncans Fiddle beginnt hier ein Song zu rollen, der zum pochenden Herz der Südstaaten führt, wo sich der Mensch in einem Ritual der Kreatur ausliefert. Natürlich: Emmylous Feuchte-Augen-Balladen liefert dieses Album auch: „Spanish Dancer” und den Titelsong. Unter dem alten gelben Mond tanzen Steelguitar und Akkordeon Walzer.
Emmylou Harris & Rodney Crowell: „Old Yellow Moon” (Warner Music)
- Themen: