Fredl Fesl ist tot: Einer, der immer wusste, was er will

Seit zwei Jahrzehnten litt Fredl Fesl an Parkinson. Nun ist der Volkssänger kurz vor seinem 77. Geburtstag gestorben.
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Der bayerische Liedermacher und Mundart-Barde Fredl Fesl ist nach jahrelanger, schwerer Krankheit am Dienstag gestorben.
Matthias Balk/dpa 4 Der bayerische Liedermacher und Mundart-Barde Fredl Fesl ist nach jahrelanger, schwerer Krankheit am Dienstag gestorben.
Fredl Fesl mit seiner Frau Monika kurz vor dem 75. Geburtstag des Musikers im Juli 2022.
picture alliance/dpa 4 Fredl Fesl mit seiner Frau Monika kurz vor dem 75. Geburtstag des Musikers im Juli 2022.
Fredl Fesl im Musikzimmer seines Hauses.
picture alliance/dpa/M. Balk 4 Fredl Fesl im Musikzimmer seines Hauses.
Fredl Fesl mit einem geländegängigen Rollator.
picture alliance/dpa 4 Fredl Fesl mit einem geländegängigen Rollator.

München - Als der Niederbayer Fredl Fesl Ende der 70er in der Münchner Kleinkunstszene anfing, bairisch zu singen, Volksmusik und skurrile Texte zu verbinden galt das noch nicht als cool. Deswegen sehen viele in Fesl einen Wegbereiter des bayerischen Musikkabaretts. Früher hat Fesl mal gesagt: "Wenn ich nicht so bescheiden wäre, wäre ich vielleicht sogar ein bisschen stolz."

Einer, der immer wusste, was er will: Fredl Fesl ist tot

Nach langer, schwerer Parkinson-Krankheit ist der Liedermacher nun im Alter von 76 Jahren gestorben. Er sei vorgestern "friedlich eingeschlafen", hieß es aus dem Umfeld seiner Familie. Fesl lebte mit seiner zweiten Frau Monika in der Einöde Häuslaign bei Plaiskirchen im Landkreis Altötting.

Watschn für den Lehrer: Als Fredl Fesl von der Schule flog

Fredl Fesl war immer einer, der wusste, was er will und das auch mit allen Konsequenzen durchzog. Als ein Lehrer ihm eine Watschn gab, schlug er zurück und flog noch vor der Mittleren Reife von der Schule.

Fredl Fesl im Musikzimmer seines Hauses.
Fredl Fesl im Musikzimmer seines Hauses. © picture alliance/dpa/M. Balk

Der 1947 in Grafenau geborene Musiker erlernte das Spielen auf der Gitarre während seiner Zeit bei der Bundeswehr, wo er auch als hintergründiger Spaßvogel der Gebirgsjägertruppe galt. Er erprobte sich als Kürschner, Bühnenschreiner, und Kunstschmied. Seine ersten Auftritte hatte er Anfang der 70er Jahre auf der legendären Münchner Liederbühne Song Parnass, wo er, wie er gerne erzählte, zunächst eigentlich nur als Zuschauer aufkreuzte und sich das Eintrittsgeld sparen wollte.

Später begann er auf anderen Münchens Kleinkunstbühnen aufzutreten. 1976 entstand im Theater im Fraunhofer seine erste Schallplatte mit dem Titel "Fredl Fesl". Bald bekam er seine eigene Fernsehsendung "Fredl und seine Gäste". Eines seiner Markenzeichen bei Live-Auftritten waren valentinesk-absurde Vorreden vor jedem seiner Stücke, die nach eigener Aussage manchmal länger waren als die Lieder selbst.

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Bekannt wurden "Der edle Rittersepp", das "Fußball-Lied" (""44 Fußballbeine rasen hin und rasen her. Denn das Spielfeld ist begrenzt und das macht's besonders schwer") und das Taxilied, das die Irrfahrt eines betrunkenen Wiesnbesuchers durch München schildert.

Josef Brustmann über Fredl Fesl: "Das war etwas Wilderes, Abgedrehteres"

Seine urkomischen Lieder und Jodelparodien sind unvergessen. "Der Fredl war Teil eines Aufbruchs raus aus dem miefigem 60er-Jahre Unterhaltungs-Genre. Das war etwas Wilderes, Abgedrehteres!", erinnert sich Josef Brustmann vom Bairisch Diatonischen Jodelwahnsinn. Auch die Biermösl Blosn berief sich laut Hans Well auf ihn, "Ich freu mich schon, dass ich da ein bissl ein Vorreiter war," sagte er, als die AZ ihn zum 65. Geburtstag auf seinem Bauernhof besuchte.

Parkinson: Fredl Fesl musste das Heft immer mehr aus der Hand geben

Fesl litt seit 1997 an der Parkinson-Krankheit und musste deshalb Ende 2006 seine gut besuchte Abschiedstournee vorzeitig beenden. Mit 58 Jahren musste sich Fesl einen "Hirnschrittmacher" einsetzen lassen.

Fredl Fesl mit einem geländegängigen Rollator.
Fredl Fesl mit einem geländegängigen Rollator. © picture alliance/dpa

Mit 60 Jahren musste er mit dem Bühnenleben aufhören, das Termine einhalten ging nicht mehr, das Gitarre spielen auch nicht. Durch die Krankheit muss Fesl das Heft immer mehr aus der Hand geben. Diese Lektion war besonders hart für einen Mann, der ein Kraftkerl und oberbayerischer Juniorenmeister im Gewichtheben war.

Fredl Fesl: "Ich hab' ein glückliches Leben gehabt"

"Diese Krankheit schreitet fort und niemand kann sagen, wie es mir ohne OP ginge." Zu seinem Alltag gehörten viel Anstrengung, Schmerzen, Schlaflosigkeit. Manchmal konnte er nicht gehen, weil die Füsse nicht wollten, manchmal, so nannte er es, war er in einem Tunnel, von dem er nicht wusste, wie lang er ist und wann Licht kommt. "Die Fenster zwischen mir und dem Rest der Welt werden kleiner und kommen seltener", sagte er einmal der AZ.

Parkinson schlägt aufs Gemüt, Depression ist Teil der Krankheit. Trotzdem resignierte er nicht. "Wenn ich daheim bin, ohne Zeitdruck, was gebastelt habe und abends entspannt sitzen kann, denk ich mir: Mein Leben ist immer noch lebenswert." Früher dachte er, im Alter würde er sich die Welt anschauen. "Das geht nicht. Aber ich kann sagen: Ich hab' ein glückliches Leben gehabt."

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2 Kommentare
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  • Baramundi am 26.06.2024 20:26 Uhr / Bewertung:

    Ruhe in Frieden, Fredl. Wir werden dich in guter Erinnerung behalten.

  • Monaco_Flote am 26.06.2024 19:07 Uhr / Bewertung:

    Der Ort heißt übrigens Pleiskirchen und nicht " Plaiskirchen" - Grüße an C.C..H.H. gehen raus. Weiterhin fällt auf dass Fredl Fesl 1947 geboren ist und nicht 1957, dann wäre er nämlich erst 67.

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